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Datum: 07.12.2020 Uhrzeit: 10:27

Bayerische Eisenbahn­ge­sell­schaft stellt Entwick­lungsplan für die Regio-S-Bahn Regensburg vor


Der Schienen­per­so­nen­nah­verkehr (SPNV) in der Region Regensburg kann bis in die 2030er Jahre zu einem S-Bahn-ähnlichen Verkehr ausgebaut werden. Voraus­setzung für ein etwa halbstünd­liches Angebot rund um Regensburg ist allerdings, dass der Bund die Infrastruktur deutlich erweitert. Dazu zählen der mehrgleisige Ausbau von Schiene­n­eng­pässen, die Erweiterung des Regens­burger Hauptbahnhofs und der Bau neuer Stationen. Zu diesen Ergebnissen kommt ein Gutachten, das die Bayerische Eisenbahn­ge­sell­schaft (BEG) zusammen mit der Stadt Regensburg und dem Landkreis Regensburg 2017 in Auftrag gegeben hat. Im projekt­be­glei­tenden Arbeitskreis waren auch die Landkreise Amberg-Sulzbach, Neumarkt in der Oberpfalz und Schwandorf vertreten. Erste Verbes­se­rungen des Verkehrs­an­gebots rund um Regensburg realisiert die BEG, die den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Auftrag des Bayerischen Verkehrs­mi­nis­teriums plant, finanziert und kontrolliert, bereits ab Dezember 2022.

MÜNCHEN. Das Gutachten, das federführend von German Rail Engineering unter Mitwirkung von PB Consult und Ramboll erstellt wurde, unterscheidet zwei Phasen auf dem Weg zu einer Regio-S-Bahn Regensburg: Für eine erste mittel­fristige Phase zeigen die Gutachter Wege auf, wie das SPNV-Angebot auf der bereits bestehenden Infrastruktur verbessert werden kann. Die zweite Phase des Entwick­lungsplans befasst sich mit umfang­reichen nötigen Infrastruk­tur­aus­bauten, die auf lange Sicht vom Bund umgesetzt werden müssen. Die Studien­er­gebnisse sollen nun von Bund, Freistaat, DB Netz, DB Station&Service und von den betroffenen Kommunen im Rahmen deren Planungs­in­strumente und Finanzie­rungs­mög­lich­keiten schrittweise realisiert werden.

„Mit dem Gutachten liegt jetzt ein langfristiger Entwick­lungsplan für den Regional­verkehr im Großraum Regensburg vor, an dem sich alle Beteiligten orientieren können“, sagt Bayerns Verkehrs­mi­nisterin Kerstin Schreyer. „Der Freistaat leistet seinen Beitrag und wird das Verkehrs­angebot schon in den nächsten Jahren schrittweise verbessern. Für einen S-Bahn-ähnlichen Verkehr muss der Bund aber zuerst in seiner Zustän­digkeit die Schienen­in­fra­struktur in der Region auf Vordermann bringen.“

BEG weitet ab 2022 Verkehrs­angebot schrittweise aus

„In den nächsten Jahren laufen etliche Verkehrs­verträge rund um Regensburg aus“, erklärt Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäfts­führung der BEG. „Bei den neuen Verkehrs­ver­trägen, die wir in Ostbayern bereits europaweit ausgeschrieben haben oder in Kürze noch ausschreiben werden, bestellen wir im Rahmen unserer finanziellen Möglich­keiten mehr Verkehrs­leis­tungen. Damit ist die aktuell vorhandene Schienen­in­fra­struktur im Raum Regensburg dann allerdings ausgereizt.“
vErste Verbes­se­rungen im Rahmen ihrer Wettbe­werbs­projekte plant die BEG bereits ab Dezember 2022. Auf mehreren Strecken soll dann der 30-Minuten-Rhythmus im Berufs­verkehr ausgeweitet werden. Ab Dezember 2023 verbessern durchgehende Expresszüge auf der Strecke München – Regensburg – Schwandorf im Stunden­rhythmus die überre­gionale Anbindung der Oberpfalz. Sie werden abwechselnd über Weiden nach Hof und über Furth im Wald nach Prag weiter­fahren. Die oft störan­fällige Vereinigung von Zugteilen in Schwandorf entfällt dann. Ebenfalls ab Ende 2023 plant die BEG, das Angebot von Regensburg nach Amberg und weiter Richtung Nürnberg zu einem durchgängigen Stundentakt auszubauen. Ab Dezember 2024 wird der Regional­express Nürnberg – Neumarkt – Regensburg stündlich fahren und alle zwei Stunden umstei­gefrei über Straubing bis Plattling verlängert. Ebenfalls ab Ende 2024 ist eine stündliche Direkt­ver­bindung von Regensburg über Ingolstadt Hauptbahnhof hinaus nach Gaimersheim vorgesehen. So können Fahrgäste aus Richtung Regensburg auch den Haltepunkt Ingolstadt Audi stündlich direkt erreichen. Der Halt liegt direkt im Werk des Autoher­stellers und ist seit Ende 2019 in Betrieb. Mit der Neuvergabe des Regional­verkehrs Ostbayern plant die BEG auch für die Regional­bahnen entlang der Naabtalachse und im Raum Cham ab Dezember 2025 neue Akzente im Angebot.

Drei weitere neue Stationen: Freistaat übernimmt Planungs­kos­ten­fi­nan­zierung

Neben den Fahrplan­ver­bes­se­rungen, die die BEG vorsieht, haben laut Gutachten drei neue Stationen, die sowohl baulich als auch fahrplan­technisch ohne Ausbau der Gleisin­fra­struktur realisierbar sind, einen auskömm­lichen verkehr­lichen Nutzen. Schreyer erläutert: „Wir gehen gegenüber dem Bund in Vorleistung und übernehmen die Planungs­kosten der neuen Haltepunkte Regensburg-Wutzlhofen, Regenstauf-Diesenbach und Ponholz. Wir werden die DB in Kürze mit den Planungen hierfür beauftragen. Es ist mir wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger hier möglichst schnell direkten Anschluss an das Schienennetz erhalten.“ Auch die BEG wird im Wettbe­werbs­ver­fahren Ostbayern berück­sichtigen, dass voraus­sichtlich während der Vertrags­laufzeit ab Ende 2025 diese drei neuen Haltepunkte im Fahrplan­gefüge hinzukommen werden.
vDie Gutachter empfehlen zudem die Realisierung der Haltepunkte „Neumarkt Süd“ und „Regensburg Klenze­brücke“, auch der ohnehin geplante Halt „Regensburg Walhalla­straße“ wird im Entwick­lungsplan berück­sichtigt. Außerdem ist am neuen Halt „Regensburg-Wutzlhofen“ ein kurzer Übergang zur Endhal­te­stelle der geplanten Stadtbahn vorgesehen.

Vision Regio-S-Bahn Regensburg: Fahrplan­konzept und Infrastruktur

Die langfristig angelegten Planungen für die Regio-S-Bahn Regensburg in den 2030er Jahren sehen im Ballungs­raum­verkehr zwei Züge pro Stunde und Richtung auf allen Achsen vor. Das etwa halbstündliche Angebot, das sich auf einigen Strecke­nästen aus Regional­express- und Regio-S-Bahn-Linien zusammensetzt, kann zum Teil ganztags, zum Teil nur in den Hauptver­kehrs­zeiten umgesetzt werden. Die vier bis fünf Regio-S-Bahn-Linien wurden im Rahmen des Gutachtens mit parallelen Regional­ex­press­linien nach Ingolstadt, Nürnberg, Plattling und Landshut sowie Fernver­kehrs­linien gemeinsam konzipiert. Berück­sichtigt wurden auch Anschlüsse in Knoten­punkten und das Güterver­kehrs­auf­kommen. Um die Vision für eine Regio-S-Bahn Regensburg komplett umsetzen zu können, sind allerdings umfang­reiche Infrastruk­tur­maß­nahmen durch den Bund unabdingbar: Am Regens­burger Hauptbahnhof braucht es zusätzliche Bahnsteige. Die Zulauf­strecken auf Regensburg müssen insbesondere schienen­seitig ausgebaut werden, allen voran der Abschnitt Regensburg – Obertraubling sowie die Donautalbahn nach Ingolstadt. Um auf den übrigen Strecken die Kapazität zu erhöhen, ist eine Kombination verschiedener Maßnahmen erforderlich: die Aufrüstung der Signal­technik (sogenannte Blockver­dich­tungen), der Neubau oder die Verlän­gerung von Güterzug-Überhol­gleisen sowie der Bau eines dritten Streckengleises zwischen Neumarkt und Feucht, um die S-Bahn Nürnberg dort auf separaten Trassen fahren zu lassen.

„Wir freuen uns sehr über das Ergebnis des Gutachtens und die ersten konkreten Umsetzungs­schritte, die der Forderung von zwölf Städten und Landkreisen aus dem Großraum Regensburg nach einem S-Bahn-ähnlichen Verkehr entgegen­kommen“, so Regensburgs Oberbür­ger­meisterin Gertrud Maltz-Schwarz­fischer und Landrätin des Landkreises Regensburg, Tanja Schweiger. „Allerdings brauchen wir noch einen langen Atem, bis das nun erarbeitete Konzept vollständig in die Realität umgesetzt werden kann. Wir werden uns alle in der Region weiter gemeinsam mit dem Freistaat beim Bund und bei der Deutschen Bahn mit aller Kraft für eine zeitnahe Realisierung des Projektes einsetzen.“

Ob die Regens­burger Regio-S-Bahn auch bis Burglen­genfeld reichen wird, hängt von einer möglichen Reakti­vierung der Strecke Maxhütte-Haidhof – Burglen­genfeld ab. Diese ist noch nicht beschlossen. Der Landkreis Schwandorf führt derzeit eine Untersuchung dazu durch. Es gelten die vier aktuellen Reakti­vie­rungs­kri­terien des Freistaats: eine Prognose von 1.000 Personen­ki­lometer pro Strecken­ki­lometer, die Instand­setzung der Strecke ohne Zuschuss des Freistaats, die Bereit­schaft eines Infrastruk­tur­un­ter­nehmens zum Betrieb der Strecke zu marktüb­lichen Trassen­preisen und die Anpassung der Busverkehre an das Bahnangebot. In einem ersten Schritt konnte bereits die Erreich­barkeit des 1000er-Kriteriums nachge­wiesen werden. Hierfür muss der Landkreis ein angepasstes Buskonzept umsetzen, das die Gutachter bereits konzipiert haben. Für den Fall der Reakti­vierung schlagen die Gutachter entlang der Strecke zudem vier neue SPNV-Stationen vor: „Teublitz Ost“, „Teublitz West“, „Burglen­genfeld Ost“ und „Burglen­genfeld“.

Der Schwan­dorfer Landrat Thomas Ebeling zeigte sich über das Gutacht­en­er­gebnis erfreut und ist zuversichtlich für das weitere Vorgehen: „Das vorliegende Gutachten unterstreicht die große Bedeutung der verkehr­lichen Verflech­tungen zwischen dem Landkreis Schwandorf und dem Landkreis Regensburg. Es müssen große Anstren­gungen unternommen werden, um dem anstei­genden Verkehrs­auf­kommen gerecht zu werden. Hinsichtlich der möglichen Reakti­vierung der Bahnstrecke zwischen Burglen­genfeld und Maxhütte-Haidhof konnte der Landkreis Schwandorf bereits eine wichtige Hürde nehmen. Nun gilt es, auch die weiteren Kriterien zu erfüllen.“


Quelle:/Fotos: Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH