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Datum: 07.12.2020 Uhrzeit: 10:27

1. Münchner S-Bahn-Vertrag


Im Bahnhof von München-Pasing wartet ET 423 820-0 mit der S3 auf die weiterfahrt nach Deisenhofen. (Floria Riedl)

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer: Zahlreiche Verbesserungen zum Fahrplan­wechsel ab 13. Dezember
Montags bis freitags durchgehender 20-Minuten-Takt frühmorgens auf allen Außenästen
Mehr Kapazitäten bei 200 Fahrten
Vorgaben für mehr Zuverlässigkeit und Service
Schritt für Schritt kostenfreies WLAN bis Mitte 2023
Zweite Betriebsstufe: 40 Prozent Angebotssteigerung sowie Neufahrzeuge

Im Rahmen des 1. Münchner S-Bahn-Vertrags setzen Freistaat und S-Bahn München bereits zum Fahrplanwechsel 2020 zahlreiche weitere Verbesserungen um. So profitieren Fahrgäste mit der ersten Betriebsstufe ab 13. Dezember montags bis freitags auch auf den Außenästen von einem durchgehenden 20-Minuten-Takt am frühen Morgen. Zudem wird es bei über 200 Fahrten mehr Kapazitäten geben. Der neue Vertrag mit DB Regio, dem heutigen und künftigen Betreiber der S-Bahn München, sieht zahlreiche Qualitätsverbesserungen, aber auch stärkere Sanktio­nie­rungs­mög­lich­keiten vor. Der 1. Münchner S-Bahn-Vertrag wird bis Ende 2034 laufen. Mit Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke sieht das Betriebskonzept eine zweite Betriebsstufe vor – mit neuer Fahrzeuggeneration und deutlich mehr Angebot.

„Mit normalerweise über 840.000 Fahrgästen an einem durchschnitt­lichen Werktag ist die S-Bahn München das nachfra­ge­stärkste Netz im Bahnland Bayern. Zwei von drei Fahrgästen im bayerischen Schienen­per­so­nen­nah­verkehr nutzen sie täglich. Mit dem 1. Münchner S-Bahn-Vertrag setzen wir jetzt einen Meilenstein bis Mitte der 2030er-Jahre“, sagt Bayerns Verkehrs­mi­nisterin Kerstin Schreyer. „Wir holen zunächst das aus dem System heraus, was mit der heutigen Infrastruktur noch möglich ist. Wenn nach Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke schließlich die zweite Betriebsstufe zündet, steigt das Verkehrs­angebot deutlich an. Das sind genau die Verbes­se­rungen, die wir in der Metropol­region München zwingend brauchen. Dafür haben wir jetzt die Weichen gestellt.“ In der zweiten Betriebsstufe steigen die Verkehrs­leis­tungen von 20,9 Millionen um rund 40 Prozent auf 29,1 Millionen Zugkilometer pro Jahr.

„Mit dem 1. Münchner S-Bahn-Vertrag stellen wir sicher, dass DB Regio das grundlegend neue Fahrplan­konzept ab der zweiten Betriebsstufe so reibungslos wie möglich einführen kann. Ein eingespieltes Team mit ausreichend Erfahrungen beim Münchner S-Bahn-Betrieb ist dafür der beste Garant. Oberste Priorität hat die Betriebs­sta­bilität“, unterstreicht Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäfts­führung der Bayerischen Eisenbahn­ge­sell­schaft (BEG).

Klaus-Dieter Josel, DB Konzern­be­voll­mäch­tigter für den Freistaat Bayern: „Der 1. Münchner S-Bahn-Vertrag ist eine gute Nachricht für eine starke Schiene in Bayern und für den Großraum München. Gemeinsam mit dem Freistaat sorgt die Deutsche Bahn als verläss­licher Partner der Region für einen attraktiven und modernen Nahverkehr in einem der größten Ballungsräume Deutschlands.“

Heiko Büttner, Vorsit­zender der Geschäfts­leitung der S-Bahn München: „Die Verkehrswende in München und der Region gelingt nur mit einer starken S-Bahn. Wir freuen uns darauf, ab Mitte Dezember viele wichtige Verbes­se­rungen für unsere Fahrgäste umzusetzen. Der 1. Münchner S-Bahn-Vertrag geht Hand in Hand mit unserem Aktions­programm ,Zukunft S-Bahn München‘, mit dem wir schon seit 2018 unsere Qualität und Zuverläs­sigkeit spürbar verbessern.“

Dem 1. Münchner S-Bahn-Vertrag voraus­ge­gangen war ein Verhand­lungs­ver­fahren mit vorgeschaltetem Teilnah­me­wett­bewerb der Bayerischen Eisenbahn­ge­sell­schaft. Die BEG plant, kontrolliert und finanziert im Auftrag des Bayerischen Verkehrs­mi­nis­teriums den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat. Der 1. Münchner S-Bahn-Vertrag ist ein Brutto­vertrag. Das bedeutet, die Einnahmen aus Ticket­ver­käufen erhält künftig der Freistaat, der damit die Erlöschancen, aber auch die Risiken übernimmt. Die S-Bahn München erhält von der BEG monatlich ein festes Bestel­le­rentgelt, dass sämtliche Aufwen­dungen, die zum Betrieb der S-Bahn München nötig sind, abdeckt. Dazu gehören zum Beispiel laufende Kosten für Personal, Fahrzeuge, Werkstatt, Energie, Marketing oder Service­leis­tungen, welche die BEG im Vertrag vorgibt. Anreiz­elemente für besonders gute Leistungen des Betreibers, beispielsweise bei Zuverläs­sigkeit und Service­qualität, ergänzen das Vertrags­modell.

Montags bis freitags durchge­hender 20-Minuten-Takt auf den Außenästen ab Betriebs­beginn und über den Tag verteilt mehr Kapazitäten

Zum Fahrplan­wechsel am 13. Dezember baut die BEG das Angebot auf allen S-Bahn-Linien am frühen Morgen aus (genaue Fahrtübersicht siehe unten): So profitieren Fahrgäste entlang der Außenäste montags bis freitags von einem durchge­henden 20-Minuten-Takt ab Betriebs­beginn bis zum Ende der morgend­lichen Hauptver­kehrszeit. Fahrten aller Linien werden dann bis an ihre jeweiligen Endpunkte verlängert, das heißt, alle S-Bahnen starten und enden an den Linien­end­punkten. „Vor allem für die vielen Pendler im Münchner Umland sind das sehr gute Nachrichten“, so Schreyer. Außerdem weiten Freistaat und S-Bahn München montags bis freitags die Kapazitäten aus: Bei über 200 Fahrten wird ab Fahrplan­wechsel an heutige Vollzüge (bestehend aus zwei Triebwagen der Baureihe ET 423) ein weiterer dritter Triebwagen angehängt. Diese Verstär­kungen sind über den Tag verteilt auf allen Linien vorgesehen. Pro verstärktem Zug ergibt sich eine Kapazi­täts­stei­gerung um 50 Prozent.

Neue Anreize für mehr Zuverläs­sigkeit

Die BEG setzt neue Anreize für die S-Bahn München, noch stärker in Zuverläs­sigkeit zu investieren. So verschärft sie beispielsweise ihren Maßstab für die Berechnung der Pünktlich­keitspönale. „Auch heute schon kürzen wir das Bestel­le­rentgelt, wenn die S-Bahn München die verein­barten Pünktlich­keitsziele nicht erreicht. Künftig behalten wir Gelder schon bei Verspä­tungen ab drei Minuten ein. Bisher lag der Schwel­lenwert bei sechs Minuten“, erklärt Prechtl*. Ferner sanktioniert die Bayerische Eisenbahn­ge­sell­schaft von der S-Bahn München eigenver­schuldete Zugausfälle sowie Abweichungen von der Regelzug­bildung. Zudem macht die BEG Kapazi­täts­vorgaben beim Schienen­er­satz­verkehr. Werden diese nicht eingehalten, kürzt die BEG das Bestel­le­rentgelt ebenfalls.

Mehr Service für Fahrgäste

Nach Vertrags­vorgaben der BEG wird die S-Bahn München ihren Service an Bahnsteigen an den hochfre­quen­tierten Stationen Flughafen, Hauptbahnhof, Marienplatz und Laim verstärken. Die Service­mit­ar­beiter sollen Fahrgästen beispielsweise beim Ticketkauf oder Ein- und Ausstieg behilflich sein, Fahrplan­aus­künfte oder Orientierung an den Stationen geben, touris­tische Auskünfte erteilen oder auch Fundsachen annehmen. In Störfällen sollen sie auch bei der Reisen­den­lenkung unterstützen. Eine weitere Service­leistung, die im 1. Münchner S-Bahn-Vertrag geregelt ist: Die S-Bahn München muss bei Verspä­tungen Kunden­ga­rantien geben, die über die gesetzlich vorgegebenen Anforde­rungen hinausgehen: Die Einführung muss bis Januar 2022 erfolgen. Spätestens ab dann haben zunächst Abonnement-Kunden und Zeitkar­ten­inhaber bereits ab einer Verspätung von 30 Minuten (statt heute 60 Minuten) Anspruch auf Erstat­tungs­leis­tungen.

Freistaat finanziert WLAN-Ausrüstung

Alle 238 Fahrzeuge des Typs ET 423 werden Schritt für Schritt mit WLAN ausgestattet. Erste Züge mit WLAN sind bereits im Münchner S-Bahn-Netz unterwegs. Die Umrüstung soll bis Mitte 2023 abgeschlossen sein. Die Züge mit WLAN-Angebot sind innen und außen mit Piktogrammen gekenn­zeichnet. Fahrgäste können sich über ihr mobiles Endgerät in das Netzwerk „Wifi@DB“ einloggen und nutzen den Service kostenfrei. Die Kosten für die technische Ausstattung der Züge und den laufenden WLAN-Betrieb finanziert der Freistaat.

Zweite Betriebsstufe: Deutlich mehr Angebot

Wenn die 2. S-Bahn-Stammstrecke in Betrieb genommen wird, beginnt die zweite Betriebsstufe. Das heißt, das Verkehrs­konzept wird auf die neue Infrastruktur umgestellt. Mit der zweiten Betriebsstufe wechselt der Grundtakt auf den meisten Linien von 20 auf 15 Minuten. Zusätzlich verkehren Express-S-Bahnen nach Mammendorf, Herrsching, Ebersberg und zum Flughafen im 30-Minuten-Takt. Zudem ist vorgesehen, sogenannte Regional-S-Bahnen weit über das heutige Gebiet des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) hinaus fahren zu lassen, nämlich nach Buchloe und Landshut sowie – im Wechsel mit der Express-S-Bahn nach Mammendorf – über Mering nach Augsburg. Damit weitet die BEG das Fahrtangebot um über 40 Prozent aus.

Neufahrzeuge und Fahrzeug­fi­nan­zierung

Für die zweite Betriebsstufe werden 110 Neufahrzeuge beschafft, die die derzeitige Fahrzeug­flotte zunächst ergänzen und später schrittweise ersetzen. Ein Triebwagen aus der neuen Fahrzeug­flotte wird dann so lang sein, wie es heute ein aus drei Fahrzeugen vom Typ ET 423 bestehender Langzug ist, also knapp 210 Meter. Da jedoch gegenüber zusammen­ge­kup­pelten Zügen vier Führer­stände – also der Bereich, wo der Lokführer sitzt – wegfallen, ist die Kapazität der neuen Fahrzeuge deutlich höher. Die Deutsche Bahn schreibt im Auftrag des Freistaats die neue Fahrzeug­gene­ration aus. Der Freistaat organisiert die Finanzierung. Hinzu kommt eine Wieder­ein­satz­ga­rantie, die gewähr­leistet, dass die beschafften Neufahrzeuge auch im Folgevertrag ab Ende 2034 zum Einsatz kommen. Auch bei einem möglichen Betrei­ber­wechsel im Rahmen der Vergabe des 2. Münchner S-Bahn-Vertrages ist dadurch sicher­ge­stellt, dass die Fahrzeuge zu klar geregelten Bedingungen auf einen neuen Betreiber übergehen können.

Ausblick

Der 2. Münchner S-Bahn-Vertrag soll Ende 2034 starten. Hierfür wird die BEG die Verkehrs­leis­tungen wieder öffentlich ausschreiben. Das S-Bahn-Netz könnte dann unter Beistellung der neu beschafften Fahrzeug­flotte in verschiedene Teilnetze aufgeteilt und in einzelnen Losen vergeben werden. Das würde die Beteiligung an der Ausschreibung auch für andere Verkehrs­un­ter­nehmen attraktiver machen.

Übersicht: Angebots­ver­bes­se­rungen ab 13. Dezember 2020: Zusätzliche Fahrten montags bis freitags ermöglichen durchge­henden 20-Minuten-Takt auf allen Strecken früh morgens
S1 Freising/Flughafen – Leuchten­bergring
S1 Oberschleißheim (ab 05:35) – Leuchtenbergring (an 06:08) startet künftig bereits in Freising (ab 05:14)
S1 zum Flughafen (an 05:46) hat künftig zusätzlich einen Zugteil nach Freising (an 05:44)
S2 Peters­hausen/Altomünster – Erding
Zusätzliche Züge: Altomünster (ab 05:22) – Ostbahnhof (an 06:30), Ostbahnhof (ab 05:01) – Petershausen (an 05:47), Dachau (ab 05:34) – Altomünster (an 06:09)
S2 Markt Schwaben (ab 05:16) – Petershausen (an 06:27) startet künftig bereits in Erding (ab 04:58).
S2 Dachau (ab 05:09) – Erding (an 06:22) startet künftig bereits in Petershausen (ab 04:52)
S3 Mammendorf – Holzkirchen
Zusätzlicher Zug: Mammendorf (ab 04:44) – Holzkirchen (an 06:06)
S3 Deisenhofen (ab 05:10/05:50) – Mammendorf (an 06:16/06:56) startet künftig bereits in Holzkirchen (ab 04:56/05:36)
S3 Mammendorf (ab 04:24) – Deisenhofen (an 05:31) fährt künftig weiter bis Holzkirchen (an 05:46)
S4 Geltendorf – Trudering – Ebersberg
Zusätzliche Züge: Grafrath (ab 06:21) – Geltendorf (an 06:28; nonstop), Buchenau (ab 07:36) – Geltendorf (an 07:45; nonstop), Buchenau (ab 08:15) – Geltendorf (an 08:25; nonstop); stadteinwärts: Geltendorf (ab 07:02) – Buchenau (an 07:14; nonstop)
S4 Buchenau (ab 04:48) – Ostbahnhof (an 05:27) startet künftig bereits in Geltendorf (ab 04:34)
S6 Tutzing – Ebersberg
S6 Pasing (ab 05:18) – Grafing (an 06:06) startet künftig bereits in Gauting (ab 05:02)
S6 Ostbahnhof (ab 05:23) – Tutzing (an 06:16) startet künftig bereits in Grafing (ab 04:54)
S7 Wolfrats­hausen – Kreuzstraße
S7 Ostbahnhof (ab 05:39) – Höhenkirchen-Siegertsbrunn (an 06:00) startet künftig bereits in Wolfratshausen (ab 04:44)
S8 Herrsching – Flughafen
S8 Germering-Unterpfaffenhofen (ab 05:31) – Flughafen (an 06:37) startet künftig bereits in Herrsching (ab 05:05)
S8 Flughafen (ab 04:04) – Pasing (an 04:55) fährt künftig weiter bis Herrsching (an 05:35)

*Die Pünktlich­keitsquote wird hingegen weiter anhand der Verspätung ab sechs Minuten berechnet, damit die Vergleich­barkeit mit anderen Netzen im Freistaat gewahrt wird.


Quelle:/Fotos: Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH