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Datum: 28.10.2010 Uhrzeit: 14:43

GDL (Ortsgruppe Bebra): Region gerät ins Hintertreffen

Die Ortsgruppe Bebra der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) betrachtet den bevorstehenden Fahrplanwechsel für die Region Osthessen mit Skepsis.

Thomas Mühlhausen, der Vorsitzende der Ortsgruppe Bebra hierzu: „Die Deutsche Bahn AG zieht sich vom Fernverkehr auf der sogenannten Mitte-Deutschland-Verbindung vom Ruhrgebiet durch Nordhessen nach Mitteldeutschland immer stärker zurück. Die uns vorliegenden Unterlagen zeigen eine weitere Verschlechterung des Angebotes: Die für Urlauber interessanten Verbindungen Richtung Berlin und Ostsee ab Bebra fallen künftig bis auf eine Verbindung, welche künftig in Bad Hersfeld Station macht weg.“
Die Deutsche Bahn hat die Zahl der Züge und Verbindungen auf der traditionsreichen Ost-West-Verbindung in den vergangenen 10 Jahren immer stärker zurückgefahren. Zum Fahrplanwechsel verbleiben nun nur noch vier tägliche Verbindungen. Dabei kann man künftig um 8:22 Uhr mit einem Intercity nach Düsseldorf fahren, um 9:35 Uhr fährt nun wieder ein ICE nach Dresden. In der einst bedeutenden Eisenbahnerstadt trifft der ICE auf seiner Rückfahrt nach Düsseldorf wieder um 16:21 Uhr ein, und auch der Intercity aus Düsseldorf macht um 17:33 Uhr wieder Halt auf seinem Weg nach Dresden. Letzterer fährt Samstags nur bis Leipzig. Montags bis Samstags fährt um 14:23 Uhr ein weiterer Intercity von Dresden nach Düsseldorf in Bebra ab.
Mühlhausen weiter: „Alle weiteren Verbindungen, die später auf den Aushangfahrplänen zu finden sind existieren nur an einzelnen Tagen und sind besonders auf die Hauptreisetage Freitag und Sonntag ausgerichtet.“
Bei all den schlechten Nachrichten gibt es aber auch einige gute Nachrichten: „Bei den weiterhin über Bebra verkehrenden Intercity soll die Zahl der eingesetzten Waggons wieder von fünf auf sieben erhöht werden. Auch ein BistroCafe soll wieder fest zum jeweiligen Zugverband dazugehören.“
Pendler in Richtung Frankfurt können ebenfalls durchatmen: Der Montags bis Freitags verkehrende Intercity wird auch weiterhin um 5:00 Uhr die Biberstadt verlassen und von Montag bis Donnerstag kurz nach 18:00 Uhr dort wieder eintreffen. Auch das eingesetzte Wagenmaterial soll teilweise auf modernere Wagen umgestellt werden.
Der Bahnhof Bad Hersfeld wird hingegen bis auf wenige Ausnahmen seine ICE-Verbindungen verlieren: Die Deutsche Bahn beginnt im Jahr 2011 mit dem Austausch der Achsen an einem Großteil der Neigetechnik-ICE, wie sie auf der ICE-Linie 50 zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und Leipzig und Dresden zum Einsatz kommen. Außerdem stehen durch die notwendige Modernisierung der überwiegend zwischen dem Ruhrgebiet und Berlin eingesetzten ICE 2-Triebzüge (letztere hatten im Sommer durch ausgefallene Klimaanlagen und die durch Rettungsdienste erforderlich gewordene Reisendenevakuierung Schlagzeilen gemacht) noch weniger ICE zur Verfügung.
Zur Stabilisierung des ICE-Bestandes wird die bisherige ICE-Linie 50 zweigeteilt: Alle zwei Stunden verkehren weiterhin ICE zwischen Wiesbaden und Dresden mit Unterwegshalt in Mainz, Frankfurt Flughafen, Frankfurt Hauptbahnhof, Fulda, Eisenach, Erfurt und Leipzig. Alle weiteren bisher bedienten Zwischenstationen entfallen. In der jeweils davor beziehungsweise nachfolgenden Stunde verkehren lokbespannte Intercity zwischen Frankfurt Flughafen und Leipzig. Diese halten in Frankfurt Süd, Fulda, Bad Hersfeld, Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar und Naumburg an der Saale und verkehren laut Planungsstand Mitte Oktober mit jeweils sieben Wagen, davon jeweils ein Wagen der 1. Klasse und ein BordBistro. Wer bei der Planung auf die Mitnahme seines Fahrrad nicht verzichten möchte kann dies im Gegensatz zu den ICE in den Intercity tun.
Mühlhausen hierzu: „Durch einen sogenannten Linientausch mit dem weiter oben erwähnten ICE nach Dresden, der Bebra um 9:35 Uhr verlässt ergibt sich um 9:40 Uhr eine neue tägliche Verbindung von Bad Hersfeld nach Stralsund, an einigen Tagen sogar bis Ostseebad Binz auf Rügen. Der Zug um 13:40 Uhr wird auch künftig bis Dresden verkehren, am Freitagnachmittag bestehen außerdem zusätzliche Direktverbindungen nach Stralsund (14:26 Uhr), Dresden (15:51 Uhr) und Magdeburg (16:21 Uhr). Ebenfalls interessant dürften zwei Verbindungen am Sonntagabend von Berlin Richtung Frankfurt sein, welche um 22:36 Uhr und 23:37 Uhr in der Kur- und Festspielstadt Halt machen, fast ideal für die Heimfahrt nach einem Kurztripp über das Wochenende in die Hauptstadt.“
Ein Wehmutstropfen bleibt allerdings für die Frankfurt-Pendler, welche bisher Montags bis Freitags den ICE um 7:20 Uhr ab Bad Hersfeld zur Fahrt Richtung Rhein-Main-Gebiet nutzen konnten: Dieser zählt zum ersten Teil der umgestellten ICE-Linie 50 und hält deshalb künftig nicht mehr in Bad Hersfeld.
Weiterhin erhalten bleiben übrigens auch die nächtlichen ICE-Verbindungen am Montagmorgen von Bad Hersfeld nach Hamburg (2:26 Uhr) und Zürich (3:47 Uhr), sowie täglich um 4:10 Uhr mit einem Nachtreisezug mit angehängter Sitzwagengruppe von Fulda nach Dresden und Prag.
Mühlhausen zieht mit Ausblick auf die vorgesehenen Änderungen ein durchwachsenes Fazit: „Durch die ein oder andere Änderung mag die Region zwar profitieren, insgesamt ist der bevorstehende Fahrplanwechsel für Osthessen aber alles Andere als vorteilhaft. Die lokbespannten Züge bieten neben der möglichen Fahrradmitnahme einzig den Vorteil, dass bei einem schadhaften Wagen dieser ausrangiert werden kann und der Zug dann seine Fahrt fortsetzen kann, wohingegen bei einem ICE der komplette Zug betroffen ist da die Verbindung zwischen den Wagen nur in den Werkstätten getrennt werden kann. Wie lange der Einsatz der lokbespannten Intercity tatsächlich dauert mag im Moment bei der Bahn niemand zu sagen, bis zum Dezember 2011 wird er aber auf alle Fälle dauern.“

Quelle:/Fotos: GDL-Ortsgruppe Bebra