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Datum: 27.05.2014 Uhrzeit: 09:00

Seit 40 Jahren unterwegs durch das Revier: S1 und S3 feiern runden Geburtstag

Raucherwagen und Nachlöseabteile: S-Bahner der ersten Stunde erinnern sich - Liniennumern läuten das S-Bahn-Zeitalter ein

40 Jahre ist es her, seit die S-Bahnen mit den Nummern 1 und 3 zum ersten Mal das Ruhrgebiet durchquerten. Heute sind sie Teil eines der leistungsfähigsten deutschen S-Bahn-Netze. Das System umfasst elf Linien im Bereich des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) und des Nahverkehrs Westfalen-Lippe (NWL)– mit mehr als 160 Stationen bei einer Gesamtlinienlänge von rund 600 Kilometern.
Während die S3 seit dem 26. Mai 1974 Oberhausen und Hattingen verbindet, wurde die S1 im Laufe der Zeit immer weiter verlängert. Bei der Betriebsaufnahme ging die Fahrt zunächst nur von Bochum bis nach Duisburg-Großenbaum. 1977 wurde die Strecke im Süden bis Düsseldorf ausgedehnt, 1983 im Norden bis Dortmund. Seit etwa fünf Jahren legt die S1 auf ihrem Weg fast einhundert Kilometer zurück, wenn sie von Dortmund nach Solingen fährt.

Olympiazüge im Ruhrgebiet

Bei ihrer Eröffnungsfahrt waren die Fahrzeuge längst nicht so rot wie heute. Im Einsatz waren zunächst die orange-weißen Elektrotriebzüge des Typs 420. Die Baureihe war zuvor speziell für die Münchner Olympischen Spiele entwickelt worden. Die Fahrzeuge galten als technische Revolution, weil sie besonders leistungs- und spurtstark waren. Die Züge bestanden aus drei Fahrzeugteilen: zwei Endwagen und einem Mittelwagen. Die Möglichkeit von einem Wagen in den nächsten zu gehen, gab es damals aber noch nicht.
Auch im Innenraum der Züge sah es damals noch anders aus als heute: Statt ergonomischer Sitze, Klimaanlagen oder Fahrgastinfo-Systeme, legte man in den 1970ern noch Wert auf Einrichtungsgegenstände wie den Aschenbecher. „Vor vierzig Jahren verfügte jede S-Bahn über einen Raucherwagen, der sehr gut besucht war“, erinnert sich Gerd Könemann (62), der dienstälteste, noch aktive Triebfahrzeugführer der S-Bahn Rhein-Ruhr in Essen. „Mehr Betrieb herrschte allerdings im sogenannten Nachlösewagen in der Zugmitte. Wer keinen Fahrschein hatte, musste sich dort einfinden, um schließlich beim Schaffner ein Ticket zu kaufen. Da konnte es schon mal eng werden.“

Nummern für die S-Bahn

Neben den Jungfernfahrten der S1 und S3 gab es eine weitere Premiere, die das S-Bahn-Netz an Rhein und Ruhr bis heute prägt: Der Startschuss für ein Nummerierungssystem der S-Bahn-Linien fiel. So kam auch die S6 im Mai 1974 zu ihrem Namen. „Es gab zum damaligen Zeitpunkt zwar eine Zugverbindung zwischen Düsseldorf-Garath und Langenfeld. Aber erst 1974 wurde daraus offiziell die S6“, weiß Könemann. „Die Verbindung ist bis dahin die erste und einzige S-Bahn gewesen, sodass eine Nummerierung nicht notwendig war. Ab Mai 1974 waren es dann schon drei Linien, neue Strecken waren bereits in Planung. Mittlerweile sind es elf Linien und für die Orientierung in einem wachsenden S-Bahn-Netz benötigt man eben Nummern.“

Erinnerung und Erfahrung aus 40 Dienstjahren

Gerd Könemann denkt gerne an das S-Bahn-Jahr 1974 zurück. Denn für ihn begann zeitgleich seine eigene Laufbahn als Eisenbahner. Die Berufswahl traf er recht spontan. „Eigentlich war ich Gas- und Wasserinstallateur“, erzählt Könemann. „Als ich an einem Bahnsteig im Essener Hauptbahnhof Feuerlöschleitungen verlegte, kam ich mit einem Lokführer ins Gespräch. Ich stand im Regen, er in einer beeindruckenden Dampflok. Als er mir erzählte, dass ich auch Lokführer werden könnte und man gerade neue Mitarbeiter suche, hat das gleich mein Interesse geweckt.“ Schon kurz darauf begann Könemann seine neue Ausbildung: zunächst als Heizer und Schlosser. Der Traum Lokführer zu werden ging schließlich auch noch in Erfüllung.
„In den letzten vierzig Jahren hat sich viel verändert“, sagt Könemann. „Früher war die Arbeit in den Fahrzeugen ganz anders. Zum Beispiel mussten wir hin und wieder die Sicherungen und Kontakte selbst prüfen. Heute wird alles über den Computer gesteuert.“ Verändert habe sich auch das Umfeld. Vandalismus, und Graffiti seien zu seinen Anfangszeiten noch kein Thema gewesen. Auch tätliche Übergriffe habe es nur äußerst selten gegeben, berichtet Könemann. Sein Fazit bleibt trotzdem positiv: „Mein Beruf hat mir und meiner Familie bis heute viel Sicherheit gegeben. Ich fahre mit dem Fahrrad zum Arbeitsplatz und weiß, dass meine Stelle nicht so einfach ins Ausland verlegt werden kann. Davon abgesehen macht es einfach Spaß, im Führerstand zu sitzen und den Blick nach vorne zu genießen.“

Quelle:/Fotos: Deutsche Bahn AG