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Datum: 23.05.2014 Uhrzeit: 08:45

GDL-Jugend Bebra: Bundesumweltamt bedroht Schienengüterverkehr


Die Ortsjugend Bebra der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer zeigt sich angesichts der geplanten Neuregelungen mit Gefahrgütern massiv besorgt. Ralf Tann, Jugendleiter der Ortsgruppe Bebra: „Das Bundesumweltministerium will den Umgang mit gefährlichen Gütern aller Art sicherer machen, was wir ausdrücklich begrüßen. Der Bundesrat stimmt an diesem Freitag über die Verordnung über Anlagen zum Umgang mit gefährlichen Stoffen ab, welche in einem langen Prozess mit Politik, Umweltschützern und der Chemiebranche ausgearbeitet wurde. Besondere letztere muss hierbei erheblich in ihre bestehenden Anlagen investieren. Doch der Teufel steckt im Detail.“

Konkret geht es um eine Verschärfung der Bestimmungen für den Gewässerschutz, wobei die Lagerbedingungen auch für die rund 150 in Deutschland vorhandenen Containerbahnhöfe und Umschlaganlagen gelten sollen. Dort werden beispielsweise Tankcontainer zwischen dem Lkw, der Bahn und dem Schiff umgeladen - wobei in diesem Anlagen keine Gefahrstoffe behandelt, umgefüllt oder gelagert werden. Die Behälter in denen die Gefahrgüter transportiert werden - hierzu zählen auch Blausäure, schwach radioaktive Materialien, Benzin- und Ölverbindungen, Gase, Sprengstoffe und viele andere mehr - sind in der Regel Container, welche beim Absender befüllt werden und erst beim Empfänger wieder geöffnet werden.

Patrick Rehn, Lokomotivführer im Güterverkehr und stellvertretender Ortsjugendleiter sieht Tausende Arbeitsplätze im Schienenverkehr bedroht: „Sollte der Bundesrat der Vorlage zustimmen könnten die 150 Umschlagpunkte in Deutschland dicht machen, da der Gesetzgeber dann eine erhebliche Verstärkung der Betondecken von bis zu 70 Zentimetern vorschreiben würde, damit die Umschlagflächen absolut wasserdicht sind. Neben den in den Terminals Beschäftigten würden auch zahlreiche Eisenbahnunternehmen große Mengen ihres Frachtaufkommens verlieren. Der Kombinierte Ladungsverkehr in Deutschland würde zum Erliegen kommen.“

Viel schlimmer sind jedoch die unmittelbaren Folgen für die Bevölkerung. Tann hierzu: „Durch die Novellierung müssen die Gefahrstoffe künftig ohne Behandlung zwischen Absender und Empfänger transportiert werden, wodurch der Anteil der Straßentransporte erheblich anwachsen würde. Nach den uns vorliegenden Informationen würden ungefähr 3,5 Millionen Sendungen jährlich auf Lkw durch Deutschland fahren – und das sind nur die Gefahrgutsendungen. Da andere Verbindungen von Zügen des Kombinierten Verkehr dann nur noch schwach ausgelastet wären kämen die verbleibenden Güter über kurz oder lang auch auf die Straße. Die Anpassung würde also das Kinde mit dem Bade ausschütten, die gut gemeinte Neufassung kehrt sich absolut ins Gegenteil um.“

Dabei könnte auch die Region betroffen sein. Rehn: „Die Autobahnen A 4, A 5 und A 7 durchqueren die Region ebenso, wie die Bundesstraßen 27, 62 und 83. Letztere werden bei Sperrungen der Autobahnen für den Schwerverkehr freigegeben - den Rest kann man sich denken.“

Beide sind sich einig: „In den vergangenen Jahrzehnten hat es nicht einen Unfall in einem solchen Umschlagterminal gegeben, bei welchem Gefahrgut jedweder Art ausgetreten ist. Für den Transportweg an sich kann der Lkw im Vor- und Nachlauf genutzt werden, für den Hauptlauf über viele hundert Kilometer, mitunter bis ins benachbarte Ausland, muss die Schiene weiterhin die erste Wahl des Transportes sein. Der Güterverkehr auf der Schiene ist die sicherste Transportvariante, egal für welches Gut.“

Quelle:/Fotos: GDL-Jugend Bebra