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Mai 2004 Ein Förster bei der Jagd in Frankreich Thomas Förster
Reisen

Bei einem Frankreich-Urlaub im Mai 2004 entstanden die nachfolgenden Fotos:

Der TGV Nr. 338 steht am 14. Mai 2004 in der Halle des Bahnhofs von Tours (l.). Dort konnte am gleichen Tag auch die BB 7255 (m.) bei der Einfahrt beobachtet werden. Den Nahverkehr in und um Tours besorgen Triebwagen der Reihe Z 5000, hier der Z 5397 (r.).

Mothe-Achard, 14.05.04, ca. 21:45 - Schreck in der Abendstunde: Ein lautes Heulen und dann rauscht CC 72064 mit einem geschleppten TGV vorbei. Des Rätsels Lösung: Les Sables d'Olonne ist ein Endbahnhof einer TGV-Linie! Von Paris aus führt eine TGV-Relation in diesen bekannten Badeort am Atlantik, dummerweise ist der TGV vor dem Fahrdraht dort. Deshalb sind eine handvoll Dieselloks der Reihe CC 72000 mit TGV-Kupplungen ausgerüstet und ihrer Puffer beraubt worden. Sie haben jetzt die Ehre, den Paradezug die letzten Kilometer an sein Ziel zu schleppen. Am 15. Mai macht sich die CC 72064 gerade auf den Rückweg nach Paris - allerdings wird sie Paris nicht erreichen, sondern nur den Beginn des Fahrdrahtes. In Paris ist man übrigens nicht so erpicht auf Besuche der CC 72000 - ihr durchdringendes Turbo-Heulen hat ihr Hausverbot eingebracht. Keine Musik in Großstadt-Ohren!

Das kleine Bild zeigt den Bahnsteig, an dem der TGV übernachtet. Um die Anwohner nicht über Gebühr zu beanspruchen, ist das Gleis mit einer Oberleitung in Zuglänge versehen. So können die TGV klimatisiert gehalten werden, ohne das der große blaue Brummbär CC7200 die ganze Nacht durchdieselt.




Bei Ax-les-Thermes, am Pic d'Auriol knurrt am 18.05.04 der Z 7323 (l.) unter der 1500-Volt-Oberleitung in kühner Verlegung bergauf seinem Ziel La-Tour-de-Carol entgegen. Der Lokführer hat freundlich mit seiner Zwei-Ton-Pfeife gegrüßt. Überhaupt sind die französischen Eisenbahner, meinen Befürchtungen auf Grund der damals herrschenden Situation zum Trotze, sehr positiv gegenüber Fotografen eingestellt, solange man die Spielregeln einhält. Ich bin innerhalb zweier Wochen in Deutschland nicht so oft gegrüßt worden.
Am folgenden Tag stand La-Tour-de-Carol auf dem Programm. Dieser Bahnhof ist dreisprachig, dreispurig und zweinational. Die SNCF-Strecke 1500V 1435 mm endet hier, es beginnt die SNCF-Schmalspurstrecke des "Petit Train Jaune" in 1000 mm mit seitlicher Stromschiene und die RENFE-Strecke nach Spanien in Breitspur. Hier ein Schmalspurtriebwagen (m.). Beschaffer des "Petit Train Jaune" war die Gesellschaft MIDI, Beschaffungsjahr 1908 - wie es an den Achslagerdeckeln zu lesen ist (r.). Fast hundert Jahre hat dieser Zug, trotz seines (mehrfach) renovierten Aussehens, auf dem Buckel. Jetzt sind allerdings zwei oder drei neue Triebwagen geliefert worden, die aber so schnell nichts ausrichten können gegen die Seniorenabteilung.
Leider konnte ich keinen der putzigen Triebwagen unterwegs erwischen, wir waren etwas unter Zeitdruck und eine Gewitterfront hing uns im Nacken. Die Strecke verfügt noch über Telegrafenleitung und verläuft durch Tunnel-Kehren, mehrere großartige Brücken, Stützmauern, Galerien, einfach alles, was eine Gebirgsbahn ausmacht. Die Strecke geht übrigens von La-Tour-de-Carol in den Pyrenäen bis Villefranche-de-Conflent, dort ist auch das Depot und die weiterführende Normalspurstrecke der SNCF nach Perpignan.


Bei Frontignan (20.05.04): Inzwischen sind wir am Mittelmeer. Vorbei rauscht die Zwei-System-Lok BB 22303 (l.) mit einem Güterzug. In Frankreich sind ja zwei Stromsysteme in Betrieb, im Norden 25 kV 50 Hz und im Süden 1500 V Gleichstrom. Um nicht dauernd Loks wechseln zu müssen, gibt es Mehrsystemloks. So auch die Reihe BB 22000.
In Frankreich wird links gefahren. Deshalb ist das rechte Bild ein Nachschuß. An Z 17369 will aber scheinbar die blaue Farbe der neuen TER-Lackierung nicht so recht halten.


Bei St. Chamas, 20.05.04: Ein Güterzug in prächtig-bunter Mittelmeervegetation mit zwei super-patinierten BB 67000, 67063 + 67072 (l.). Und dann das, worauf ich gewartet habe: Güterzug mit CC 6562 (r.). Irgendwie entwickelt sich die CC 6500 zu einem meiner Lieblinge...

Auf dem linken Bild ist nicht viel zu sehen, aber es ist alles, was ich über den Zaun riskieren konnte. Miramas Depot, 21.05.04, das kleine Paradies für Freunde der SNCF-Gleichstromloks. In Bildmitte steht BB 8174. Weiter im Gelände meinte Ich eine CC 7100 und eine BB 3100 zu sehen..



Einen Tag später (22.05.04) an der Côte d'Azur, unterhalb des Pic du Cap Roux, ein Nachschuß auf einen TGV. Die Stelle ist saueng. Wenn man da steht und sich nach vorn lehnt, fährt die SNCF einem die Nase ab. Lehnt man sich nach hinten, hängt der Hintern auf die Küstenstraße. BB 25614 ist in einen Farbtopf gefallen. Unvorstellbar bei DB AG.

Alle Bilder vom 24. + 25. Mai wurden auf der Maurienne gemacht. Diese Bahn ist eine wichtige Verbindung von Frankreich nach Italien, der Großteil des Güterverkehrs geht durch das Tal. Ein Fluß, eine Route Nationale, die Autobahn und die Eisenbahn teilen sich den Platz mit Natur und Anwohnern. Entsprechend gibt es dort auch Probleme...


...auch, weil dieser Huckepack-Zug (l.) so leer ist. Bei Les Matinières (24.05.04) sind die BB 36348 + BB 36333 auf dem Weg nach Italien auf der Maurienne-Strecke. Das LKW-Aufkommen ist dort gewaltig. Obwohl diese Züge nach festem Fahrplan verkehren und man auf der Straße entweder einen Paß oder einen langen Tunnel bewältigen muß, waren nur die Eröffnungszüge gut belegt. Auf diesem Zug waren 5 Sattelschlepper, was eher viel erschien. Die Reihe BB 36000 ist übrigens eine Drei-System-Lok, die die beiden französischen Systeme und italienischen Strom verkraftet.
Am gleichen Tag rollt die BB 25191 mit einem TER ("Regionalexpreß") bergwärts (m.). Und wirklich ist die CC 6500 in den Personenzugdienst zurückgekehrt: Zog sie einst Paradezüge mit hohen Geschwindigkeiten, durfte sie die letzten Jahre nur sich noch vor Güterzügen austoben. Aber seit kurzem laufen auf der Maurienne auch wieder TER-Züge mit CC 6500. Letztes Aufbegehren? Die Reihe steht auf der Kippe. (r.)


Die BB 7379 + BB 7354 (l.) müssen sich talwärts natürlich nicht sonderlich abmühen, aber bergan hat die Doppeltraktion ihre Begründung. Ab St. Jean de Maurienne hat die Strecke nämlich bis Modane ziemliche Steigungen in ihrem Verlauf.
BB 26005 in "En Voyage"-Lackierung mit einem TER. Lust auf Urlaub und Bahnfahren? Stimmt! Soll diese Lackierung suggerieren, fällt in dieser Landschaft auch leicht.

Im Jahre 1965 hat in Pontamafrey ein Gebirgsbach ein derartig großes Stück der Maurienne weggerissen, dass ein Betrieb unmöglich wurde. Da die Reparatur einen Monat dauern würde, entschloß man sich, eine Umgehung um den Ort zu bauen, eingleisig, 1,5 km lang, einfacher Oberbau, 30-Promille-Rampen und einfache Oberleitung in Holzjochkonstruktion. Und da nichts so lange hält wie ein Provisorium, existiert diese Umleitung mit ihren Mastenwundern und den putzigen Wärterhäuschen immer noch. Die Hauptsrecke wurde wieder aufgebaut, die Brücke über den Bach verstärkt und der Durchlaß vergrößert. Trotzdem musste noch mehrmals auf die Umgehung zurückgegriffen werden. Tja, wenn die Natur sich wehrt, hilft nichts mehr. Einmal im Jahr wird mit einer Probefahrt die Tauglichkeit der Umgehung geprüft. Der Bürgermeister von Pontamafrey möchte die Umleitung jetzt loswerden. Weil sie das Dorf zerschneidet. Wetten, wenn er sich durchsetzt, reißt der Gebirgsbach sein Haus weg? die Fotos zeigen den Zustand am 24.05.04.


Am nächster Tag (25.05.04) bei Les Matinières konnte die CC 6572 mit einem Eilzug gesichtet werden (l.). Ein TGV vor großer Kulisse (r.)


BB 7411 + BB 36016 und noch eine weitere 36000er auf Talfahrt (l.), endlich eine CC 6500 vor einem Güterzug: CC 6526 (m.) und die BB 26038 in Ursprungslackierung mit TER (r.)


Doppeltes Lottchen: BB 8732 + BB 8736 (l.) schnüren bergan mit ihrem Güterzug. Wartet nur, die Steigung kommt noch! Jetzt reicht es mit Bildern von der Maurienne, noch mal BB 7445 (r.) und dann weiter...

Am Beginn der Strecke nach Italien, im Knotenpunkt Culoz, kommt am 25.05.04 CC 6503 mit einem TER daher...


...aber eigentlich wollte ich IHN hier: CC 6532 steht im Bahnhof von Culoz (l.) und wartet auf Ausfahrt. Zum Anfahren werden beide Bügel angelegt, da die Stromstärke bei den 1500-Volt-Leitungen dann schon mal zu groß für einen Stromabnehmer werden kann. Rollt das ganze, wird ein Bügel runtergenommen und weiter geht es. Wegen der Bauarbeiten scheint man etwas aus dem Plan zu sein. Zudem hat der Fahrdienstleiter dem Lokführer von CC 6532 noch ein paar Neuigkeiten geflüstert, bevor er ihn abfahren lassen hat. Eine Knicknase (Original: "Nez cassé", "Gebrochene Nase") im Profil (r.). Kurz darauf rollt die Chose, der zweite Bügel ist runter, und jetzt geht es im Schritttempo zwei Kilometer bis zu der Brücke, an der mein Auto steht - ich zu Fuß hinterher! Hätte ich gewusst, dass der Zug so langsam rausfährt, hätte ich doch gefragt, ob ich mitfahren kann...






Text und Bilder: Thomas Förster