Drehgestelle sind für Schienenfahrzeuge von solch essentieller Bedeutung, dass ein moderner Verkehr ohne diese nicht möglich wäre. Aus der Frühzeit der Eisenbahnen stammen die ersten einfachen Konstruktionen, heute sind Drehgestelle in vielerlei Hinsicht zu einem ausgesprochenen Hochtechnologieprodukt geworden. Diese Aussage gilt gleichermaßen für Vollbahnen wie für Straßenbahnen und die für die Existenz unserer Großstädte unentbehrlichen Untergrund- und Stadtbahnen. Das Buch beschreibt Historie, Entwicklung, moderne Technik und Bedeutung von Drehgestellen der verschiedensten Bauarten. Es beleuchtet somit Eisenbahngeschichte und Eisenbahntechnik aus einem bisher wenig beachteten Blickwinkel. Das Wort Bogie im Titel dieses Buches ist der englische Ausdruck für Drehgestell und ist auch in anderen Sprachen gebräuchlich. Dieses Buch entstand in enger Zusammenarbeit zwischen der Division Bogies von Bombardier Transportation, dem bekannten EK-Autor Dr. Karl Gerhard Baur und dem EK-Verlag. Durch die internationale Verbreitung des Titels ist dieses Buch zweisprachig in deutsch und englisch erschienen.
Inhalt:
Einführung und ein wenig Lehrbuchwissen
Die Bedeutung von Drehgestellen für den Schienenverkehr
Historische Entwicklung von Drehgestellen
Wichtige Bauteile von Drehgestellen
Drehgestelle für Lokomotiven
Aufsetzen eines Lokkastens
Drehgestelle für Triebköpfe von Hochgeschwindigkeitszügen
Drehgestelle für Triebwagen und Triebzüge
Laufgestelle ohne Antrieb
Jacobsdrehgestelle
Neigetechnik
Untergrundbahnen und Straßenbahnen
Der Geschäftsbereich Drehgestelle bei Bombardier
Fertigungsaufbau eines Drehgestells
Betreuung der Laufwerke im Betrieb
Konstruktion anderer Firmen
Ein Blick in die Zukunft
elektrolok.de-Bewertung
Nach einer mehrseitigen Einführung werden zunächst die Grundlagen zum Thema, angefangen vom Rad über die Spurführung und Spurweite bis hin zu Radsatzlasten und - lagern ausgeführt. Nach einem kurzen Kapitel über die Bedeutung von Drehgestellen für den Schienenverkehr gibt es einen historischen Abriss zum Thema Drehgestelle. Angefangen von den ersten Entwicklungen wie den achträdrigen Eisenbahnwagen in den USA und in Württemberg bis zu den berühmten Drehgestellen der Bauart Görlitz werden wichtige Stationen im Drehgestellbau aufgelistet. Viele verwandte Themenbereiche wie Abteil- und Durchgangswagen, das Preußische Regeldrehgestelle oder die Langenschwalbacher, werden dabei in eigenen Textkästen behandelt. Kurz aber sehr anschaulich wurde das Kapitel "Wichtige Bauteile von Drehgestellen" gestaltet.
Das erste Hauptkapitel widmet sich den Drehgestellen für Lokomotiven. Behandelt werden die "Meilensteine" der Drehgestellentwicklung in Form der E 44 und E 93/E94 der Reichsbahn, Ae 4/4 der BLS, der verschiedenen Drehgestell-Varianten bei den Einheitsloks der DB, der 103 der DB sowie wichtiger Diesellokomotiven. Auf dem Weg zum modernen Lokomotiv-Drehgestell finden die Probeloks der Baureihe 202 Erwähnung, ehe mit der Baureihe 101 und der Baureihen der TRAXX-Familie auf aktuelle Konstruktionen näher eingegangen wird. Das Aufsetzen eines Lokkastens bei Bombardier wird anhand von mehreren Fotos auf einer Doppelseite gezeigt. Mit dem ICE-1 werden die Besonderheiten bei Drehgestellen für Triebköpfe von Hochgeschwindigkeitszügen näher beleuchtet. Ebenfalls enthalten sind Ausführungen zum spanischen AVE-S-102. Der historische Rückblick bei Triebwagen und Triebzügen erwähnt im Anschluss einige Besonderheiten deutscher Triebzüge ehe mit dem ICE-3 ein weiteres modernes Triebfahrzeug näher betrachtet wird. Die S-Bahnzüge der Reihen 420/421 und 423ff sowie die modernen Nahverkehrszüge von Bombardier (Talent, AGV, RegioShuttle, Itino) bilden den Abschluss dieses Kapitels.
Es folgen Ausführung zu antriebslosen Drehgestellen bei Güter- und Reisezugwagen. Hier werden eine Vielzahl verschiedener Varianten aufgeführt darunter u.a. die "Rollende Landstraße" oder Drehgestelle der Bauart Minden-Deutz, MD52 und Görlitz. Nach einem kurzen Exkurs zu den zwischen zwei Wagen liegenden Jacobsdrehgestellen, finden sich mit den BR 612, 411/415, dem SBB-ICN und dem 605 einige Beispiele für die Besonderheiten bei der Neigetechnik. Als letzte Fahrzeuggruppe werden schließlich Straßenbahnen, Metros und U-Bahnen behandelt. Ausführungen zum Geschäftsbereich Drehgestelle bei Bombardier, einer Bilderstrecke zum Bau eines modernen Drehgestelles bei Bombardier und weitere kurze Ergänzungskapitel schließen das Buch ab.
Fazit:
Mit diesem Buch schließt der EK ein lange offenstehende Lücke der Eisenbahnliteratur zwischen Lok/Wagen und Schiene, haben Drehgestelle doch maßgebliche Auswirkungen auf Laufruhe und Schienenabnutzung. Da das Buch im Auftrag von Bombardier geschrieben wurde, liegt der Schwerpunkt bei modernen Drehgestellkonstruktionen natürlich auf den firmeneigenen Entwicklungen. Andere Hersteller wie Siemens, Stadler oder Alstom LHB werden dagegen etwas stiefmütterlich behandelt. Gut wird das Thema aus historischer Sicht abgearbeitet - viele Meilensteine der Drehgestellentwicklung finden sich im Buch und erlauben so einen guten Überblick über die Entwicklung der Drehgestelle in Deutschland.
Da Bombardier auf Zweisprachigkeit des Textes Wert legte, finden sich parallel sowohl deutsche als auch englische Texte - etwas gewöhnungsbedürftig ist dabei, dass die beiden Sprachen durch die vielen Bilder nur selten ganz parallel laufen, was etwas den Lesefluss stört. Trotz der vielen technischen Details ist das Buch aber sehr verständlich geschrieben und durch viele Grafiken und Bilder veranschaulicht worden. Damit ist es für alle Eisenbahnfreunde interessant, die sich näher mit dem Thema Drehgestelle beschäftigen wollen.
