Die völlig unterschiedlichen Spannungssysteme der Eisenbahnen in Europa stellen bis heute eine erhebliche betriebliche Hürde für den länderübergreifenden Einsatz elektrischer Triebfahrzeuge dar, die dem Verkehrsträger Eisenbahn im harten Konkurrenzkampf mit Straßenverkehr und Luftfahrt nicht gerade zum Vorteil gereichen. Bereits in den sechziger Jahren bemühten sich aus diesem Grund mehrere europäische Bahnverwaltungen - und hier insbesondere die Deutsche Bundesbahn - um die Entwicklung und den Einsatz von Mehrsystem-Lokomotiven,... Heute hat sich diese Situation mit dem Zusammenwachsen der europäischen Staaten, der Liberalisierung der Verkehrsmärkte der EU sowie dem weiteren technischen Fortschritt grundlegend geändert. Das Thema Mehrsystem-Lokomotiven spielt bei den europäischen Bahnen heute eine nicht mehr wegzudenkende Rolle,...
Inhalt:
Elektrische Traktion in Deutschland und Europa
Mehrsystemfahrzeuge der "ersten Stunde"
das Projekt E 210
Die "Bundesbahn-Klassiker"
Einzige Mehrsystemlok der DR - die BR 180
Moderne Mehrsystemlokomotiven
Mehrsystem-Triebzüge
Ausländische Mehrsystemfahrzeuge
Deutsche Mehrsystemloks im Modell
elektrolok.de-Bewertung
Das 100-Seiten starke Heft widmet sich in chronologischer Reihenfolge den deutschen Mehrsystemloks von den Anfängen in den Sechziger Jahren bis zu den aktuellen Entwicklungen. Als Einleitung findet sich ein vierseitiger Bericht zur Entwicklung des Stromsystems in Deutschland und Europa. Anschließend wird auf die ersten Mehrsystemfahrzeuge der Baureihen E 320, E 344 und erfreulicherweise auch die eher unbekannten Lok 4 und ET 01.22 der Albtalbahn eingegangen. Zu jeder Baureihe findet sich dabei ein kurzer aber informativer Überblick zur Entstehung, Einsatz und Verbleib. Bei den DB-Baureihen ergänzen daneben Planzeichnungen und Tabellen mit den wichtigsten technischen Daten sowie Liefer- und Verbleibsinformationen die Ausführungen. Weiterhin wird jedes Portrait durch einige - teilweise auch farbige - Fotos ergänzt, die dem üblichen EK-Standard gerecht werden. Auch einige Raritäten wie die als 183 001 bezeichnete E 344 oder eine 184 auf der rechten Rheinstrecke sind dabei zu finden.
Die nächste Entwicklungsstufe umfasste dann die Projektstudie E 210 sowie die dann auch gebauten E 310 und E 410 sowie die daraus abgeleitete Zweisystem-Weiterentwicklung der Baureihe 181.2. Wie diesen blieb auch der anschließend aufgeführten Baureihe 180 der DR eine größere Stückzahl verwehrt. Hohe Stückzahlen wurden dann erst in der jüngsten Geschichte mit den Baureihen 182, 185 und 189 sowie den Privatbahnelloks der Baureihen ES 64 U2/F4 und der 185.5 verwirklicht. Der Abschluss der Baureihen-Portraits ist den Mehrsystem ICEs der Baureihe 406 sowie den Zweisystemstadtbahnen gewidmet. Nach einem Bilderbogen, in dem Mehrsystemfahrzeuge aus dem Ausland aufgeführt wurden, schließt ein für den Modellbahner interessantes Kapitel über die Modellvarianten der deutschen Mehrsystemloks das Heft ab.
Das Heft bietet einen guten Überblick über die deutschen Mehrsystemelloks. Dabei wurden auch nicht DB-Entwicklungen wie die Albtahnbahnloks oder die Dispo-Mehrsystemloks sowie - entgegen dem Titel - auch die wenigen Mehrsystemtriebwagen aufgenommen, so dass sich ein vollständiges Bild der Mehrsystemfahrzeuge in Deutschland ergibt. Selbst der Kenner sollte deshalb noch einige unbekannte Details finden können. Einziger Minus-Punkt: Da die Entwicklung der Mehrsystemloks ein länderübergreifendes Thema ist, wäre es schön gewesen, wenn auch die in Deutschland eingesetzten Mehrsystemloks anderer Bahnverwaltungen, zu denen sich die Informationssuche in der Regel wesentlich schwieriger gestaltet, neben der bildlichen Erwähnung kurz beschrieben worden wären.
Fazit: Reich bebilderte Übersicht zu den deutschen Mehrsystemfahrzeugen in gewohnt guter EK-Qualität.