Nach dem Ausscheiden bei der DB erfreut sich die V100 bei zahlreichen Eisenbahnverkehrsunternehmen, Werkbahnen, Baulogistikern etc. im In- und Ausland nach wie vor großer Beliebtheit. Bereits nach den ersten großen Ausmusterungswellen bei der Deutschen Bundesbahn in den Jahren 1987 und 1988 konnten etliche Lokomotiven vornehmlich an Interessenten im Ausland verkauft werden.
Die aus dem Staatsunternehmen Deutsche Bundesbahn hervorgegangene Deutsche Bahn AG stellte ab 1994 die bisherige Verfahrensweise, ausgemusterte Lokomotiven nach Möglichkeit gewinnbringend an Dritte zu veräußern in Frage. Man fürchtete die Konkurrenz privater Verkehrsunternehmen, denen im Zuge der Bahnreform ein Zugang zum Streckennetz der ehemaligen Staatsbahn möglich geworden war. Und so wanderten in den folgenden Jahren häufig noch betriebsfähige Lokomotiven reihenweise auf den Schrottplatz. Erst ab 2002 wurden wieder in größerem Umfang V 100 an potentielle Interessenten verkauft. Die Alstom Lokomotiven Service GmbH, gegründet am 1. November 2002 aus dem vormaligen DB Regio Schienenfahrzeugzentrum Stendal (SFZ), übernahm die Vermarktung dieser Fahrzeuge. Neben diversen betriebsfähigen Lokomotiven, die bei Bedarf von privaten EVU usw. zur Überbrückung von Lokengpässen angemietet werden können, stehen in Stendal als "Arbeitsvorrat" noch etliche Maschinen, die nach einer Hauptuntersuchung wieder in Betrieb gehen könnten, sofern sich Kundschaft findet.
Inhalt:
Vorwort
Erste Motorlokomotiven in Deutschland
Stationen auf dem Weg zur V 100
Entwicklung und Bau der V 100
Die Bewährung
Die Technik der Erprobungslokomotiven
Die Technik der V 100.10-Vorserien- und Serienlokomotiven
Die Technik der V 100.20-Serienlokomotiven
V 100 mit Steilstreckenausrüstung
Technische Daten der DB-V100 im Überblick
V 100 PA - modifizierte Variante für Privat- und Industriebahnen
Die Lokomotiven des Tunnelrettungszuges
Umbau und Modernisierung der V 100
Entwicklung des Bestandes
Einsatz bei den Direktionen
V 100 der DB in Farbe - Teil 1
V 100 der DB in Farbe - Teil 2
Einsatz bei Privaten in Deutschland
Einsatz im Ausland
Anhang
elektrolok.de-Bewertung
Wohl kaum eine Baureihe der Deutschen Bundesbahn hat eine so vielschichtige Einsatzgeschichte wie die Baureihe V 100. Neben dem Betrieb bei DB und DB AG waren und sind auch heute noch viele Lokomotiven bei ausländischen Bahnverwaltungen, Privatbahnen oder Werkbahnen im Einsatz. Dementsprechend schwierig gestaltet sich das Vorhaben ein Buch über diese Baureihe zu schreiben. Mit dem vorliegenden Werk der Autoren Peter Große und Josef Högemann ist dies aber durchaus gelungen. Das weit über 400 Seiten starke Buch gliedert sich in drei Hauptanschnitte - auf etwa 80 Seiten wird die Entwicklung und Technik der V 100 behandelt, es folgt eine über 200 Seiten lange Einsatzgeschichte bei der DB und den Abschluss bilden über 100 Seiten zu den V100 der ausländischen Staatsbahnen und privaten EVUs.
Das Buch beginnt mit einem Überblick über die Entwicklung der Diesellokomotiven in Deutschland bis zum Diesellok-Typenprogramm von 1955, wobei insbesondere die Vorgängerbaureihen V 80 und V 65 Erwähnung finden. Es folgen der Bau der sechs Vorauslokomotiven sowie der von MAK in Eigenregie produzierten V 100 000, die Serienbestellungen sowie die Mess- und Versuchsfahrten der Probelokomotiven. Die sich anschließende, ausführliche Technikbeschreibung der Voraus- und Serienlokomotiven der V 100, V 100.10 und V 100.20, der Steilstrecken V 100, der modifizierten Privatbahnversion V 100 PA, der Tunnelrettungszugloks sowie der Umbauten bei ausländischen Bahnverwaltungen wird durch viele Tabellen und Grafiken ergänzt.
Die Einsatzgeschichte beginnt mit einer Übersicht zur Bestandsentwicklung in verschiedenen Zeiträumen. Nach Direktionen geordnet werden im folgenden alle Betriebswerke bei denen die V 100 in Deutschland im Einsatz war aufgeführt und die jeweils dort stationierten Maschinen in tabellarischer Form aufgelistet. Unterbrochen wird diese Beschreibung durch zwei Farbbildteile, in denen der Einsatz bei der DB und DB AG in hochwertigen Farbfotos zu sehen ist. Auch die Ausführungen über die Einsatzgeschichte werden natürlich durch viele s/w-Fotos ergänzt. Aufgrund der Datenfülle wurde meistens auf die detaillierte Angabe von Umlaufplänen verzichtet und lediglich ein grober Überblick über den Einsatz sowie die vom Bw befahrenen Strecken angegeben. In der ganzen Einsatzgeschichte finden sich lediglich drei abgedruckte Umlaufpläne.
Der dritte Teil widmet sich in alphabetischer Reihenfolge der Abkürzungen unterteilt in private EVUs, Baulogistiker, Werk- und Hafenbahnen, Lokindustrie, Museumsbahnen sowie Ausland den Bahnen, die V100-Lokomotiven besaßen oder heute noch betreiben. Neben einer Beschreibung über Zugang und Abgang der Lokomotiven sowie dem Einsatz finden sich auch teilweise Angaben zur Farbgebung oder technische Umbauten. Wenn möglich, ergänzen zudem Tabellen die Ausführungen. Auch gibt es zu vielen Bahnengesellschaften ein Foto der eingesetzten Loks, so dass der Leser - vor allem auch durch den eingeschobenen Farbbildeile - einen Eindruck von der Farbvielfalt der V 100 bei den Privatbahnen bekommt. Kaum eine Baureihe dürfte eine solche Farbenvielfalt erreicht haben. Insbesondere in diesem Kapitel wird klar, was für eine Kleinarbeit nötig war, um alle Informationen zusammenzutragen. So dürften Informationen über die österreichische 2048 zwar noch relativ einfach zu recherchieren gewesen sein, doch schon bei den in anderen europäischen Länder wie Italien, Spanien oder der Türkei in Einsatz stehenden V 100 sowie bei den nach Afrika und Asien verschifften Loks sind Informationen wohl nur schwer zu finden gewesen. Umso erfreulicher deshalb, dass es zu allen Einsatzgebieten Informationen gibt.
Den Abschluss des Buches bildet eine Liste mit den Liefer- und Verbleibsdaten aller gebauten V 100.
So vielschichtig der Einsatz der V 100 war und ist, so vielschichtig präsentiert sich auch dieses Baureihenbuch. Detailreich und reich bebildert beleuchtet das Werk fast alle Facetten dieser erfolgreichen Baureihe. Dennoch mussten einige Aspekte wohl aus Platzgründen außen vor bleiben. Auffällig ist dies insbesondere bei der Einsatzgeschichte der DB, wo auf interessante Gegebenheiten wie z.B. die ausführliche Darstellung von Umlaufplänen verzichtet wurde. Dennoch bietet das Buch eine Datenfülle, die selbst dem Experten noch einiges zu bieten hat.
Fazit: Man merkt, dass in diesem Baureihen-Buch außerordentlich viel Arbeit steckt!
