Mit der Baureihe 61 besaß die Deutsche Reichsbahn zwei Schnellzug-Tenderloks in Stromlinienform, die Henschel 1935 und 1939 geliefert hatte. Sie waren zur Beförderung des Henschel-Wegmann-Zuges beschafft worden. Dieser dampfbetriebene Wettbewerber für die Diesel-Schnelltriebwagen fuhr vor dem Krieg zweimal täglich von Dresden Hauptbahnhof nach Berlin Anhalter Bahnhof und zurück, seine Fahrzeit betrug 100 Minuten!
Nach 1945 verblieb die Zweizylinderlok 61 001 im Westen und wurde bereits 1952 ausgemustert. Den eleganten Wagenzug hat die Bundesbahn als Fernschnellzug "Blauer Enzian" modernisiert, der zwischen Hamburg und München fuhr. Die Dreizylinderlok 61 002 wurde von der Reichsbahn zur Schnellfahrlokomotive 18 201 umgebaut. Die prachtvolle Maschine ist heute noch in Betrieb.
Alle Stationen in den wechselvollen Zeiten von Planung, Bau und Einsatz dieser legendären Dampflokomotiven und ihres einzigartigen Zuges werden in Wort und Bild ausführlich dokumentiert. Exakte Konstruktionszeichnungen und stimmungsvolle Aufnahmen der alten Fotoreporter fehlen ebenso wenig wie technische Daten, historische Fahrpläne und Plakate oder ein Blick auf Modelle des Zuges.
Inhalt:
Vorwort
Einleitung: Über die Stromlinie vor dem Krieg
Die Deutsche Reichsbahn im Jahr 1933
Die Entstehung der Schnellfahrlokomotive 61 001
Die Wagen des Stromlinienzuges von Wegmann
Ausstellungen, Propaganda und Versuche
Im Dienst zwischen Berlin und Dresden
Die Lokomotive 61 001 und die Werkstatt
Henschel-Projekte zur Schnellfahr-Tenderlok von 1936
Entwicklung und Betrieb der Lokomotive 61 002
Das Schicksal der Dampflok 61 001 bei der Bundesbahn
Der Stromlinienzug als "Blauer Enzian"
Verwendung und Umbau der Lokomotive 61 002 in der DDR
Der Henschel-Wegmann-Zug heute - ein beliebtes Modell
elektrolok.de-Bewertung
Das rund 160 Seiten umfassende Buch beginnt mit der allgemeinen Lage der Reichsbahn Anfang der Dreißiger und dem Versuch der Dampflokkonstrukteure den damals aufkommenden Diesel-Schnelltriebwagen eine bessere Dampfkonstruktion entgegenzusetzen. Sehr ausführlich wird dabei der Weg von den ersten Entwürfe eines Stromlinien-Dampfzuges im Jahr 1932/33 über die Beratungen bei der Reichsbahn bis hin zu weiteren Projektstudien aus Polen oder der Brüder Schöning behandelt. Das Kapitel über die Entstehung der Schnellfahrlokomotive 61 001 zeigt noch einige weitere unverwirklichte Henschel-Entwürfe bevor schließlich der Bau der Lokomotive in Kassel mit vielen Fotos, Plänen und einer mehrerer Seiten starken technischen Beschreibung dokumentiert wird. Im nächsten Kapitel wird dann ebenso ausführlich auf die Entstehung des Wagenzuges bei Wegmann in Kassel eingegangen. Ein eigenes Kapitel ist den anschließenden Mess- und Demonstrationsfahrten sowie den Ausstellungen gewidmet, an der die 61 001 mit oder ohne Wegmann-Zug teilnahm. Neben zahlreichen Fotos finden sich hier auch Grafiken zu den Messfahrten, Zeitungs- und Kalenderausschnitte, Korrespondenzen, Plakate sowie Auszüge aus verschiedenen zeitgenössischen Versuchsberichten und Details zu Beschilderung. Viele Fotos, Fahrplanauszüge, Fahrkarten und Tabellen wurden auch für das Kapitel über den fahrplanmäßigen Einsatz von 1936 bis 1939 zusammengetragen. Einige Statistik gibt es neben Details zur Ausbesserung und Unterhaltung sowie dem bei Ausfall der 61 eingesetzten Ersatzzug und dem Einsatz der 61 001 im Krieg im Kapitel "Die Lokomotive 61 001 und die Werkstatt".
Im folgenden beschäftigt sich das Buch mit der Schwesterlok 61 002. In zwei Kapiteln finden sich neben verschiedenen Projektstudien, Konstruktionszeichnungen, vielen seltenen Fotos und Grafiken zum Bau und Einsatz der Lok auch kurze Hinweise zu den Stromlinienloks der Lübeck-Büchener Eisenbahn.
Mit nur fünf Seiten recht kurz, aber dennoch erschöpfend, wird das Schicksal der 61 001 bei der DB behandelt. Die DB-Geschichte des Stromlinienzuges als "Blauer Enzian" wird mit einigen Planzeichungen der Wagen, verschiedenen Fotos der umgebauten Garnitur nach Fertigstellung und im rund fünfjährigen Einsatz geschildert. Im Rahmen des Einsatzkapitels wird auch auf die "zweite" Garnitur des Zuges eingegangen, wobei die Geschichte und die Einsätze dieser Garnitur mit dem "Kanzlerwagen" nur kurz dargestellt wurden.
Der letzte große Themenbereich beschäftigt sich mit der in der DDR verbliebenen 61 002 sowie dem Umbau zur 18 201, wobei die zehnseitige Beschreibung insbesondere für die umgebaute 18 201 etwas kurz ausgefallen ist. Nur mit einem Absatz wird auf den Umbau eingegangen und der Einsatz der 18 201 wird mit etwa einer Seite reinen Text sowie drei Fotos ebenfalls nur grob beleuchtet. Ein kurzes Kapitel über Modelle des Henschel-Wegmann-Zuges runden die Ausführungen ab.
Es ist kaum zu glauben, wie viel Material man über zwei Einzelgänger und einen Salonzug zusammentragen kann. Detailreich und in gewohnt hochwertiger EK-Ausstattung wird der Lebenslauf der Baureihe 61 geschildert und durch viele seltene Fotos, Grafiken und andere Dokumente angereichert. Neben bekannten Fotos sind auch einige selten oder bislang gar nicht veröffentlichte Fotos enthalten. Lediglich die kurze Abhandlung der 61 002-Nachfolgekonstruktion 18 201 enttäuscht etwas. Dennoch werden die Fans des Henschel-Wegmann-Zuges mit diesem Buch voll auf ihre Kosten kommen.
Fazit: Umfassende und detaillierte Geschichte des Henschel-Wegmann-Zuges
