Littera F - die E 18 der SJ Schweden elektrolok.de
Schnellzuglokomotive 1942 bis 1983


Littera F - die E 18 der SJ
von Wolfgang Pischek




Nach dem abendlichen Berufsverkehr rückt F 694 am 08.09.1979 in den Lokstall Hagalund ein.
(Foto: Wolfgang Pischek, www.e-lok-woife.de)






Geschichte:

Für das in den 30er Jahren zügig elektrifizierte Streckennetz der SJ stand dem Betriebsdienst mit der 1´C 1´- Stangen-E-Lok der Littera Ds eine zuverlässige Schnellzugmaschine zur Verfügung. Als jedoch Ende der 30er Jahre der Beschluß gefaßt wurde, zum Einen die Norra Stambana nach Boden zu elektrifizieren und zum Anderen die beiden Magistralen Stockholm - Göteborg sowie Katerineholm - Malmö zweigleisig auszubauen und für höhere Geschwindigkeiten herzurichten, war es abzusehen, daß die Ds hier bald nicht mehr ausreichen würde. Für die daher neu zu beschaffende E-Lok-Reihe wurde im Lastenheft festgelegt, daß mit einem 600 t schweren Schnellzug auf den Flachlandstrecken Südschwedens 120 km/h erreicht werden müßten, auf der steigungs- und krümmungsreichen Norra Stambana sollten mit 480 t - Zügen noch 90 km/h möglich sein. Diese Forderungen waren nur mit einer Lok mit vier Treibachsen zu erfüllen. Da lauftechnisch aus der Reihe Ds nicht mehr als maximal 100 km/h herauszuholen waren, schied eine Weiterentwicklung dieser Bauart für höhere Geschwindigkeiten aus.

Der Maschinendienst der SJ setzte sich in der Planungsphase der neuen Schnellzugmaschine vehement für eine 1´D 1´-Stangen-E-Lok ein. Das Beschaffungskommitte dachte jedoch mit Blick auf die in Deutschland erfolgreichen Baureihen E 17, E 04 und E 18 mehr an eine Lok mit Einzelachsantrieb. Darüberhinaus befürchtete die schwedische Lokindustrie, bei einem Beharren auf der Kuppelstangentechnik den Anschluß an die Entwicklung in Mitteleuropa zu verlieren. Schließlich wurde festgelegt, daß die neue Maschine so weit wie möglich der E 18 der DR entsprechen sollte. Sie sollte unter der Littera (Baureihenbuchstabe) F einregistriert werden.

Da man mit dem Federtopfantrieb in Schweden bis dato noch keinerlei Erfahrungen hatte, bestellten die SJ zunächst eine Vorserie von drei Loks (F 601, 602 und 603) mit unterschiedlichen Fahrwerken und Antrieben. Die ursprünglich vorgesehene Stirngestaltung analog der E 18 wurde zu Gunsten einer gleichmäßigen Rundung der Lokfront mit drei gleich großen Fenstern aufgegeben. Die unterschiedlichen Ausführungen der im Jahre 1942 abgelieferten Vorserien-F in Tabellenform:

601 602 603
Antrieb Secheron AEG-Federtopf Secheron
Laufachse Krauss-Gestell Krauss-Gestell Bissel-Gestell
Hauptschalter AEG-Druckluftschalter ASEA-Kontraktionschalter ASEA-Kontraktionsschalter
Motorschaltung Parallel Serie Parallel
Fahrstufen 28 11 40
Gewicht 101,6 t 101,8 t 102,0 t
max. Achslast 17,3 t 17,3 t 17,2 t


Im Probebetrieb erwies sich F 603 als das geglückteste Fahrzeug, weshalb die 1943 bestellte erste Serie von 12 Loks weitgehend dieser Maschine entsprach. Der Lokkasten wies jedoch zahlreiche Änderungen auf: die Seitenwände waren nun symmetrisch gestaltet und anstelle der drei hochkant angeordneten Frontfenster kamen zwei nahezu quadratische zum Einbau. Die Lokomotiven wurden 1945/1946 geliefert und als F 612 - 632 einregistriert. 1948/1949 folgte eine zweite Serie als F 694 - 702 nach. Die drei Vorserienloks wurden zwischen 1953 und 1957 sowohl im elektrischen als auch im mechanischen Teil der Serienausführung angeglichen; sie verloren dabei auch ihre asymmetrischen Seitenwände und die drei Frontfenster.

Die insgesamt 24 Loks der Littera F wurden in den ersten Einsatzjahren hauptsächlich im Schnellzugverkehr auf den südschwedischen Strecken verwendet; auf der Norra Stambana erwies sich die Co´Co´ Littera M (eigentlich eine Güterzuglok) als geeigneter. Im Laufe ihres Lebens wurden an den Maschinen viele kleine Detailverbesserungen durchgeführt. Das Erscheinen der Littera Rc ab 1967 bedeutete das langsame Aus für die F im Schnellzugdienst; sie wanderte daraufhin in den weniger anspruchsvollen Bezirksverkehr ab. In der zweiten Hälfte der 70er Jahre verlor die Littera F das letzte hochwertige Zugpaar (Sverigepilen bzw. Norgepilen). Vereinzelt waren die Loks nun auch im Güterverkehr oder sogar mit Waschanlagenzügen anzutreffen.

Als erste F mußte 699 nach einem schweren Zusammenstoß bei Kolbäck im Jahre 1972 den Dienst quittieren. Nachdem die Littera F 1974 aus dem Unterhaltungsbestand ausgeschieden war, setzte ab 1978 die Abregistrierung nach Fristablauf ein (601, 628, 702). Im Jahre 1979 wurden 622 und 630 abgestellt, 1980 folgten 603 und 695. Ein Jahr später stellten die SJ 50% des noch vorhandenen F-Lok-Parks ab (602, 621, 623, 629, 631, 632, 696, 697, 698 und 700), 1982 verschwanden 627 und 694 von den Gleisen. Am 01.06.1983 wurden schließlich die letzten vier F (624, 625, 626 und 701) aus dem Verkehr gezogen, ohne ihre Fristgrenzen erreicht zu haben.

Drei Exemplare der Littera F sind dem Schneidbrenner entgangen: F 621 steht im SJ-eigenen Museum in Gävle, 696 und 701 gingen an den Verein SKÅJ. Alle anderen Maschinen sind verschrottet worden.

Quellenverzeichnis:

Nordin / Wretman / Grundstedt, Svenska ellok, Stenvalls Förlag, Malmö
Diehl / Nilsson, Svenska lok och motorvagnar 1979, Stenvalls Förlag, Malmö
Nilsson / Stenvall, Nordens järnvägar 1978, Stenvalls Förlag, Malmö
Löf, Teknikarv, (Internet)


Die letzten Loks der Littera F verdienten sich ihr Gnadenbrot unter anderem auch mit Waschzügen. Im September 1980 zieht F 627 eine Zuggarnitur durch die Waschanlage in Stockholm-Hagalund.





Eine im Sommer 1979 noch recht sichere Planleistung der Littera F stellte der werktägliche Abendpendlerzug von Stockholm nach Eskilstuna dar, der aus älterem SJ-Wagenmaterial gebildet wurde. Am 17.08.1979 überquert F 625 mit diesem Zug die Brücke hinter der Centralstation, die heute einseitig durch eine Sichtschutzwand verbaut ist.



Am frühen Morgen des 17. August 1979 verläßt F 632 mit einem Pendlerzug nach Eskilstuna den Bahnhof Stockholm Centralstation.




alle Fotos:
Wolfgang Pischek
www.e-lok-woife.de







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