Um die elektrische Traktion auch im Fernverkehr testen zu können, entschloss sich die preußische Staatsbahn zur Elektrifizierung der Relation Dessau - Bitterfeld. Unter der Erstbestellung von elektrischen Lokomotiven waren auch drei Schnellzuglokomotiven die unter der Bezeichnung 10501-10503 ab 1911 auf der Versuchsstrecke zum Einsatz kommen sollten. Während mit der Fertigung des mechanischen Teils die Hannoversche Maschinenbaufabrik AG (Hanomag) beauftragt worden war, wurde der elektrische Teil von drei verschiedene Herstellern (10501 SSW, 10502 AEG und 10503 BEW) gebaut um so bessere Vergleiche zwischen den Loks ziehen zu können.
Alle drei Loks wurden 1911 geliefert und standen ab 1912 dem Testeinsatz zur Verfügung. Beheimatet waren die drei Loks zunächst beim Bw Bitterfeld. Ab 1912 wurden die Loks auch nach dem neuen preußischen Bezeichnungssystem als ES 1 - ES 3 geführt. Äußerlich unterschied sich insbesondere die ES 3 durch ihren aus Holz gefertigten Lokkasten.
Der Testbetrieb verlief sehr erfolgreich, da alle Loks die in sie gesetzten Erwartungen erfüllten und teilweise noch übertrafen. Bei Versuchseinsätzen wurden bis zu 135 km/h erreicht.
Bis zur Einstellung des elektrischen Betriebes im August 1914 aufgrund des 1. Weltkrieges waren die Loks zwischen Dessau und Bitterfeld mit Schnell- und Personenzügen unterwegs. Nach dem Krieg scheiterte eine Wiederinbetriebnahme der lange in Bitterfeld abgestellten Maschinen an der nur geringen Zugkraft. Auf der Suche nach neuen Einsatzgebieten gelangte die ES 2 1920 zum Bw Basel, wo die Lok als Ersatz für die beim Personal unbeliebten badischen A3 im Personenzugdienst eingesetzt wurde. Während die beiden anderen (ES 1 und 3) im Januar 1923 ausgemustert wurden, konnte sich die seit 1926 von der Deutschen Reichsbahn als E 00 02 bezeichnete letzte Vertreterin dieser Baureihe noch bis 1927 in Südbaden halten.
Da die Reichsbahn den Wert dieser Loks erkannt hatte, wurden die ES 1 am 30.09.1924 dem Deutschen Museum in München und die ES 2 nach der Ausmusterung dem Verkehrs- und Baumuseum in Berlin übereignet. Im zweiten Weltkrieg wurde die in München ausgestellte ES 1 bei einem Bombenangriff am 21.04.1944 durch Truemmerschutt beschädigt, stand so noch 1947 dort und wurde bei der Neugestaltung des Museums wegen Ihrer Schaeden ausgeschieden und bis 06.09.1950 verschrottet. Dagegen überstand die ES 2 den Krieg ohne größere Blessuren. In der Nachkriegszeit setzten dann aber Buntmetalldiebe und Witterung, der aus Platzmangel und politischen Quärelen im Freien abgestellten Lokomotive schwer zu. Erst 1985 konnte das Torso der Lok vom Berliner Museum für Technik und Verkehr erworben werden. Die traurigen Reste der ES 2 - über deren Verwendung aktuell noch nicht entschieden ist - können an Sonntagen im September im Depot Monumentenstrasse des Technikmuseums Berlin besichtigt werden (und auch der Motor der EP 235).
Die Reste der E 00 02 sind zur Zeit an einer Depothalle des Technikmuseums an der Monumentenbrücke abgestellt. Die Depothalle ist eine ehemalige Wartungshalle für den "Fliegenden Hamburger" im Vorfeld des ehemaligen Anhalterbahnhofs. Sie kann an jedem Sonntag im September zum Tag der offenen Tür besichtigt werden.
(Fotos & Info: Helmut Lehmann)
Die traurigen Reste der ehemaligen E 00 02 am 25. April 1991 in Berlin Moabit.
Fotos: Wolfgang Pischek www.e-lok-woife.de
Kennzahlen:
Baujahre:
1911
Stückzahl:
3
Betriebsnummern:
KPEV: 10501-10503 ab 1912 ES 1 - ES 3
DRB: E 00 (E 00 02)
Ausmusterung:
1923, 1927
Erhalten:
Reste der E 00 02 (ES 2) in Berlin
ES 1:
-20.01.1923 Ausmusterung RBD Halle -30.09.1924 Deutsches Museum Muenchen -21.04.1944 dort Bombenschaden -06.09.1950 Verschrottung
Literatur:
Eisenbahn-Journal, Preußen-Report Nr.10, Elektrolokomotiven udn Elektrotriebwagen
Die Lokomotive Band 3 - Die elektrischen Lokomotiven der KPEV
Bäzold, Rampp, Titze, Elektrische Lokomotiven deutscher Eisenbahnen, alba