Die am 28. Oktober 1912 eröffnete Mittenwaldbahn gilt als herausragendes Beispiel für die Epoche der frühen „Alpenbahnen“, die vor allem durch ihre kühnen Trassenführungen beeindrucken. Nach einer umfassenden Sanierung ist die Mittenwaldbahn rechtzeitig zu ihrem 100. Jubiläum bestens für die kommenden Jahrzehnte gerüstet.
Günter Denoth, Leiter des Verkehrsarchivs Tirol, dokumentiert in seinem sechsten Bildband zur Verkehrsgeschichte Tirols die einmalige Geschichte der Mittenwaldbahn von ihren Anfängen bis heute. Fast 200 bislang meist unveröffentlichte Fotos illustrieren die technische Meisterleistung des Baus, wie den aufsehenerregenden Martinswand-Tunnel oder die bekannte Schlossbachbrücke über die Zirler Klamm. Teils farbige Aufnahmen zeigen den Schienenverkehr, die Entwicklung von Lokomotiven und anderen Fahrzeugen und die Schönheit der Orte entlang der Bahn von Innsbruck über Garmisch-Partenkirchen bis Reutte.
Dieses Buch lädt Technikbegeisterte und Liebhaber der Region gleichermaßen zu einer nostalgischen Eisenbahnfahrt ein und setzt einer der spektakulärsten Bahnstrecken dies- und jenseits der österreichisch-deutschen Grenze ein prächtiges Denkmal.
Inhalt:
1. Fernbahn vs. Scharnitzer Linie
2. Aufbruch in eine neue Zeit
3. Die Mittenwaldbahn wird vollendet
4. Die Technik hinter den Kulissen
5. Neue Lokomotiven erobern die Mittenwaldbahn
6. "Gläserner Zug" und "Karwendelexpress"
7. Die Mittenwaldbahn im Wandel
8. Die Mittenwaldbahn in den 1970er-Jahren
9. Die moderne Mittenwaldbahn
10. Die Mittenwaldbahn in Farbe (1955-2012)
elektrolok.de-Bewertung
Anlässlich des 100. Jubiläums der Mittenwaldbahn erschien im Sutton Verlag ein Bildband, der die Geschichte der Bahn anhand vieler seltener Bilder Revue passieren lässt. Jedes Kapitel wird dabei von einem kurzen Text eingeleitet, an dem sich dann ein mehr oder weniger ausführlicher Bildteil anschließt. Das erste Kapitel ist dem Bau vorbehalten und zeigt u.a. alternative Linienführungen sowie einige Bilder u.a. vom Bau der Fahrleitungen oder der bekannten Schlossbachbrücke. Das zweite Kapitel ist der Eröffnung als elektrische Vollbahn gewidmet und bietet Bilder der nagelneuen Strecke sowie natürlich frühe Betriebsaufnahmen (vor allem mit den Lokomotiven der BBÖ-Reihe 1060). Im dritten Kapitel, das mit Aufnahmen der Strecke Garmisch - Reutte und Einsatzfotos der bayerischen Elloks der Reihe EP 3/5 bebildert ist, wird die Erweiterung ins Außerfern behandelt. Die elektrische Ausrüstung der Mittenwaldbahn (Fahrleitung und Unterwerke) und das Ruetzkraftwerk werden im vierten Kapitel fotografisch zusammengefasst.
Die weitere Entwicklung der Strecke von den 1920ern bis heute folgt dann in den Kapiteln 5 bis 9. Die 1920er und 1930er-Jahre (Kapitel 5) zeigen vor allem die BBÖ-Loks 1070, 1170, 1170.1 sowie den bayerischen ET 85, aber auch eine seltene Betriebsaufnahme der E 73 02. Den besonderen Zügen wie dem "Gläsernen Zug", dem Karwendel-Express, aber auch dem ET 31 oder den DB-Baureihen 403 und 601 ist ebenfalls ein eigenes Kapitel (6) vorbehalten. Es folgen die 1950er (Kapitel 7) bis 1970er (Kapitel 8) mit weiteren damals alltäglichen Betriebsaufnahmen, ehe man mit dem Zeitraum ab 1980 (Kapitel 9) den Bogen in die Gegenwart spannt.
Ein eigenes Kapitel ist den Seil- und Werksbahnen entlang der Mittenwaldbahn gewidmet. Den Abschluss bildet dann ein Farbbildteil, der Aufnahmen von 1958 bis heute enthält und auch einen guten Überblick über die in diesem Zeitraum eingesetzten Fahrzeuge zeigt.
Fazit: Die Mittenwaldbahn gehört sicher zu den spektakulärsten Bahnstrecken in Österreich. Der nun erschienenen Bildband bietet überwiegend Schwarzweiß-Aufnahmen im "Postkarten"-Format sowie einige wenige großformatige Aufnahmen. Hervorzuheben sind dabei vor allem die vielen Aufnahmen aus der Frühzeit der Bahn, die so manche Rarität zeigen, als auch die zahlreichen Aufnahmen aus den 1950er Jahren. Insgesamt bietet das Werk damit einen schönen und runden Blick auf die vergangenen 100 Jahren. Auch die Bildunterschriften sind informativ geschrieben. Als störend wirkt sich das Fehlen einer Streckenkarte aus, da man bei manchen Bildern gerne nachgeschaut hätte, wo die Aufnahme entstanden.
Insgesamt ist das Buch eine willkommene Bereicherung des Bücherregals mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis.
