Wie kein anderer hat der gebürtige Kölner Carl Bellingrodt mit ungeheurer Akribie und Zielstrebigkeit die große Zeit der Eisenbahn in einmaligen Bildern dokumentiert und damit der Eisenbahn-Landschaftsfotografie seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückt. Bereits während des Ersten Weltkriegs begann er, mit seiner neuen Mentor Reflex 9 x 12 cm seine ersten Aufnahmen einer Eisenbahn zu machen. Doch aus dieser Frühzeit seines fotografischen Schaffens sind leider nur sehr wenige Arbeiten erhalten, denn bei einem Umzug von Mecklenburg nach Elberfeld geriet der Güterwagen mit Bellingrodts Umzugsgut in Flammen und dabei wurden seine Glasplattennegative durch das Feuer zerstört. Dass diejenigen Fotografien, die er in der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg angefertigt hat, erhalten sind, ist einzig einem glücklichen Umstand zu verdanken: Eine Fliegerbombe, die in sein Wohnhaus eingeschlagen war – dort, wo er sein Archiv aufbewahrte – detonierte nicht.
Unter Eisenbahnliebhabern sind die Fotografien Bellingrodts natürlich bekannt, deshalb ist der nun vorliegende Bildband gerade für Insider etwas ganz Besonderes, denn hier werden größtenteils unbekannte Motive präsentiert. Zu sehen sind nicht nur Aufnahmen aus Bellingrodts Heimat rund um Wuppertal, sondern auch von seinen Reisen an die Ostsee, nach Bayern und in den Schwarzwald, allesamt von bestechender Qualität und ungeheurer Authentizität. Eisenbahn in Deutschland dokumentiert das Lebenswerk eines Fanatikers, eines Menschen, dessen Leben der Eisenbahnfotografie gehörte, und es ist dabei nicht nur ein eindrucksvolles Dokument der Geschichte der Fotografie, sondern auch ein Werk von besonderem zeitgeschichtlichen Wert.
Inhalt:
Wuppertal - Heimstatt und Fotorevier
Zwischen Sauerland und Rheinland
Schnurstracks gen Süden
Impressionen am Rande
elektrolok.de-Bewertung
Der Hype um Carl Bellingrodt ist ungebrochen - dies beweisen die zahlreichen Veröffentlichungen. Das im Heel-Verlag erschienene Buch betitelt sich selber, die seltenen Fotos aus dem Archiv Bellingrodt zu veröffentlichen. Nach einer kurzen Einleitung über das Leben Bellingrodts spielen deshalb die Fotos auch die wichtigste Rolle im Buch. Geordnet in vier Kapiteln werden thematisch passende Aufnahmen von Bellingrodt gezeigt. Obwohl das Buch dabei eigentlich mit einem Format von 245 x 290 mm recht groß ist, werden viele Bilder leider nur im Format von ca. 19,5 x 12,5 mm oder noch kleiner gezeigt, so dass viel Luft um die Fotos ist. Zu den Fotos selber kann man dagegen nichts Negatives sagen - Bellingrodts Fotos sind wie immer eine Augenweide und die vielen seltenen Szenen durch die Bank sehenswert. Auch einige schöne Vergleiche zwischen den 30er Jahren und der Nachkriegszeit wie z.B. die Bahnhofstraße in Wuppertal-Oberbarmen im Jahr 1935 vor dem Krieg und im Jahr 1949 sind enthalten. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf den Dampfloks, die etwa 90 Prozent der Aufnahmen ausmachen. Allerdings wurden auch einige Aufnahmen von Elloks (E16, E 18, E 19, E 44, E 244), Dieselloks (V29, V36, V200), Triebwagen (ET 11, SVT, VT 08, Akkutriebwagen, Schienenbus) sowie Wuppertaler Nahverkehrsmittel (Straßenbahn, O-Bus und Schwebebahn) abgebildet. Obwohl diverse Fotos durchaus bekannt sind und bereits mehrmals veröffentlicht wurden, finden sich auch einige eher selten zu sehende Aufnahmen im Buch, so z.B. V36 im Wuppertaler Vorortverkehr, LKW-Verladung im Jahr 1958 oder die LBE-60. Alle Fotos werden durch ausführliche und gut beschriebene Bildunterschriften erklärt.
Auch wenn das Buch nicht wirklich etwas Neues birgt, ist der Bildband dennoch durchaus empfehlenswert und mit vielen sehenswerten Fotos ausgestattet. Dampflokfans werden voll auf ihre Kosten kommen, aber auch Fans anderer Traktionen finden ihre Häppchen.
