Sie ist geschichtsträchtig wie kaum eine andere Schienenstrecke in Deutschland: Die Nordsüd-S-Bahn, die zwischen Gesundbrunnen und Schöneberg durch die Berliner Innenstadt führt. Die Strecke verläuft größtenteils unterirdisch, früher - im geteilten Berlin - entlang der Nahtstelle zwischen Ost und West. Deshalb steckt Symbolkraft im Dunkel dieses S-Bahntunnels, in das der Autor Licht bringt. Er lässt die faszinierende Geschichte dieser Untergrundstrecke und ihrer oberirdischen Ausläufer lebendig werden. mehr ›› Sie ist geschichtsträchtig wie kaum eine andere Schienenstrecke in Deutschland: Die Nordsüd-S-Bahn, die zwischen Gesundbrunnen und Schöneberg durch die Berliner Innenstadt führt. Die Strecke verläuft größtenteils unterirdisch, früher - im geteilten Berlin - entlang der Nahtstelle zwischen Ost und West. Deshalb steckt Symbolkraft im Dunkel dieses S-Bahntunnels, in das der Autor Licht bringt. Er lässt die faszinierende Geschichte dieser Untergrundstrecke und ihrer oberirdischen Ausläufer lebendig werden. Das Buch belegt, wie konsequent die Deutsche Reichsbahn daran arbeitete, um mit dieser S-Bahnstrecke ihr neues elektrisches Berliner Nahverkehrssystem zu vervollständigen. Als die Nordsüd-S-Bahn 1939 fertiggestellt ist, herrscht Krieg. 1945, in der Schlacht um Berlin, gerät sie selbst in den Strudel des Geschehens. Wenig später wird West-Berlin eine Insel, umgeben von Ost-Berlin und der DDR. Nach der Abriegelung West-Berlins 1961 fahren die Nordsüd-S-Bahnzüge für fast drei Jahrzehnte in unmittelbarer Nähe massiver Absperranlagen und ohne Halt in den Bahnhöfen - mit Ausnahme der Station Friedrichstraße, nun Grenzübergangsstelle zwischen Ost und West. Dies ändert sich 1989/90. Nach und nach gehen die verwaisten Geisterbahnhöfe wieder in Betrieb, was den Neubeginn für diese S-Bahnstrecke markiert. Die Nordsüd-S-Bahn ist wieder eine starke Verkehrsachse der Hauptstadt.
Inhalt:
Ideen und Planung
Der Bau 1934 - 1939
Die Nordsüd-S-Bahn im Zweiten Weltkrieg
Fahrzeuge - Stromversorgung - Signale
Sprengung und Wiederaufbau
Der Tunnel im geteilten Berlin
Die Nordsüd-S-Bahn nach dem Fall der Mauer
Die Nordsüd-S-Bahn und die Stadt
S21 - die zweite Nordsüd-S-Bahn
elektrolok.de-Bewertung
Die S-Bahn Berlin hat zahlreiche Freunde. Unter den vielen Strecken hat die Nordsüd-S-Bahn vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte eine besondere Bedeutung. Erste Ideen für eine S-Bahn, die Berlin in Nord-Süd-Richtung unterquert, gab es bereits im Kaiserreich. Das erste Kapitel zeigt u.a. die diversen Schnittzeichnungen und Pläne dieser ersten Phase und gibt eine Übersicht über verschiedene verfolgte Varianten. Die bautechnischen Herausforderungen wie die Beschaffenheit des Bodens, die Sicherheit der Baugrube oder das allgegenwärtige Grundwasser sind Thema des Kapitels über den Bau in den Jahren 1934 bis 1939. Immer wieder geben dabei eingeschobene Zwischenkapitel interessante Zusatzinfos wie z.B. zur Chemische Bodenverfestigung nach dem Verfahren von Hugo Joosten. Natürlich sind auch Informationen zum Baubeginn oder Bauablauf enthalten. In Unterkapiteln wird dann auf die besondere Situation der einzelnen Bahnhöfe und Streckenabschnitte - vom Bahnhof Humboldthain über den Nordabschnitt mit der Spreeunterquerung bis zum Südabschnitt mit der Kreuzung des Landwehrkanals - eingegangen. Zahlreiche historische Aufnahmen und Zeichnungen geben dabei ein gutes Bild vom Bau und der Streckenführung. Interessante Themen wie die Einführung eines neuen S-Bahnzeichens, verschiedene Blickwinkel vom Potsdamer Platz oder die politisch bedingte Abschaffung der "Tannenberg"-Schrift werden in eingeschobenen Kapiteln behandelt. Mit über 140 Seiten ist der Bau der Nordsüd-S-Bahn damit ein Schwerpunkt des Buches.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Nordsüd-S-Bahn im Zweiten Weltkrieg. Maßnahmen zur Verdunkelung sind ebenso zu finden wie Luftschutzeinrichtungen entlang der Strecke. Eingesetzte Fahrzeuge, die für die Stromversorgung notwendigen Unterwerke sowie das Signalsystem werden im vierten Kapitel zusammengefasst.
Die folgenden Jahrzehnte waren für die Nordsüd-S-Bahn sehr wechselvoll. In mehreren Kapitel werden die Sprengung des Tunnels unter dem Landwehrkanal im Jahr 1945, der anschließende Wiederaufbau bis Oktober 1948 sowie die politischen Probleme im Kalten Krieg behandelt, die letztendlich zu einigen - erst nach dem Fall der Mauer wiedereröffneten - Geisterbahnhöfen führten. Auch in diesem Kapitel finden sich zahlreiche Fotos. Ein Bilderbogen aus der Jetztzeit sowie ein kurzer Hinweis auf die zweite Nordsüd-S-Bahn S21 runden das Buch ab.
Die Nordsüd-S-Bahn zählt wohl aufgrund der Geisterbahnhöfe der DDR-Zeiten sicher zu den bekanntesten S-Bahnen in Berlin. Mit diesem Werk wird sowohl der wechselvolle Bau als auch die verworrene politische Situation der Nachkriegszeit bis zum Mauerfall und der anschließende Wiederaufbau umfassend beleuchtet. Fans der Berliner S-Bahn kommen nicht nur aufgrund der zahlreichen historischen Aufnahmen und Pläne voll auf ihre Kosten.