1988 erschien im EK-Verlag das Baureihen-Buch über die Verbrennungs-Triebwagen der Reichsbahn-Bauarten mit den Stammnummern 133 bis 137. Jetzt wird das Thema in erweiterter Form wieder aufgegriffen. Neben den eigenen Entwicklungen der Reichsbahn werden neu auch die übernommenen Triebwagen deutscher Privatbahnen zwischen 1937 und 1942, sowie die gemäß der Prager Vereinbarung übergebenen Triebwagen im Sudetenland und die Motorwagen der 1938 eingegliederten Österreichischen Bundesbahnen behandelt, vielfach gestützt auf Originaldokumente. Eingeleitet wird der Text durch einen erweiterten Rückblick auf die Entwicklungen ab 1887 bei den Länderbahnen (u.a. Württemberg und Preußen).
Erstmals wird in einer umfangreicheren Darstellung auch auf die Entwicklung der Triebwagen-Anhänger eingegangen. Zwei- und vierachsige Beiwagen und Steuerwagen aus Neulieferung und Umbau werden in ihrer Technik dargestellt und ihr Einsatz im Betrieb umrissen. Dabei konnte auch die bis 1945 geführte Wagenkartei ausgewertet werden.
Auf 400 Seiten mit ca. 570 Bildern und Typenblättern wird ein Überblick über 50 Jahre Triebwagengeschichte in Deutschland von 1887 bis in die späte Reichsbahnzeit gegeben und dem Verbleib der Fahrzeuge bei beiden deutschen Bahnen nachgegangen.
Inhalt:
Einleitung
Vorläufer bei den Länderbahnen
Firmenentwicklungen ab 1920
Reichsbahn-Nummernplan
Reichsbahn-Bauarten
- Zweiachsige Triebwagen mit Ottomotoren
- Vierachsige Triebwagen mit Ottomotoren
- Zweiachsige Triebwagen mit Dieselmotoren
- Vierachsige dieselmechanische Triebwagen schwerer Bauart
- Vierachsige dieselmechanische Leichtbautriebwagen (Bauart Görlitz)
- Vierachsige dieselmechanische Leichtbautriebwagen mit Gelenkwellenantrieb
- Vier- und mehrachsige dieselelektrische Triebwagen
- Die 302-kW-Triebwagen mit vereinheitlichten Grundrissen
- Vier- und mehrachsige dieselhydraulische Triebwagen
- Triebwagen deutscher Privatbahnen im Bestand der Deutschen Reichsbahn
- Triebwagen der Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) bei der Deutschen Reichsbahn
- Triebwagen der Tschechoslowakischen Staatsbahnen (C(SD) im Fahrzeugpark der Deutschen Reichsbahn
- Triebwagen der Luxemburgischen Eisenbahnen (CFL)
- Beiwagen und Steuerwagen für die Triebwagen der Deutschen Reichsbahn
-- Zweiachsige Beiwagen
-- Beiwagen 140 334 – 140 393 (ehemals Österreichische Bundesbahnen)
-- Zweiachsige Steuerwagen
-- Vierachsige Steuerwagen
-- Vierachsige Beiwagen der Nummernreihen VB 147 und VB 149
-- Beiwagen der ehemaligen Luxemburgischen Eisenbahnen (CFL)
-- Beiwagen der ehemaligen Tschechoslowakischen Staatsbahnen (C(SD)
Quellenverzeichnis
elektrolok.de-Bewertung
Das Thema Triebwagen ist sehr vielschichtig. Das jetzt erschienene Buch beschränkt sich deshalb auf die Dieseltriebwagen der Reichsbahn wobei die Schnelltriebwagen (zu denen es ja ein eigenes Buch im selben Verlag gibt) und Entwicklungen nach 1949 ausgeklammert werden. Das Buch beginnt nach einer kurzen Einleitung zunächst mit den Triebwagen der Länderbahnepoche. Auf 13 Seiten finden sich Beschreibungen der Motorwagen aus Württemberg, Preußen, Oldenbourg (kurz) und Sachsen. Es folgt ein kurzes vierseitiges Übergangskapitel mit den Firmenentwicklungen ab 1920, in dem die Triebwagen der DWK, AEG, Gothaer Waggonfabrik, Sächsische Waggonfabrik in Werdau, E.v.a.-Maybach sowie der Wumag vorgestellt werden. Zwei weitere Seiten informieren über die Bezeichnung der Triebwagen nach den Nummernpläne von 1927 und 1932.
Auf Seite 26 beginnt dann das eigentliche Thema. Geordnet nach der Bauart werden auf gut 180 Seiten alle Triebwagenbaureihen der Reichsbahn vorgestellt. Jede Baureihe bietet dabei eine kurze Entstehungsgeschichte, Bilder und/oder Planzeichnungen der Bauart, die wichtigsten technischen Daten, Informationen zum Fahrzeugteil sowie eine Einsatzgeschichte. Die meisten Aufnahmen stammen dabei aus der Reichsbahnzeit, einige aber auch aus der DB- und DR-Epoche. Anschließend finden sich neun Seiten mit Beschreibungen von Triebwagen verschiedener Privatbahnen, die später von der Reichsbahn übernommen wurden. Es folgen weitere 25 Seiten mit den Triebwagen der BBÖ, gute 20 Seiten mit Triebwagen der CSD und 2 Seiten mit Triebwagen der CFL, die ab 1938 in den Bestand der Reichsbahn integriert wurden. Die Beiwagen aller zuvor enthaltenen Triebwagen werden in einem eigenen Kapitel behandelt, das mit 130 Seiten ebenfalls sehr ausführlich abgehandelt wird. Auch hier finden gibt es natürlich Planzeichnungen und Fotos, wichtige Kennzahlen, Einsatzgeschichte und Informationen zum Aufbau der Beiwagen.
Fazit: Schon das vierseitige Inhaltsverzeichnis lässt erahnen, dass der EK mit diesem Werk wieder einmal ein Mammutwerk geschaffen hat. Erfreulicherweise wurden gegenüber der Ausgabe von 1988 deutlich mehr Infos aufgenommen. Dies gilt nicht nur für die Fahrzeuge der Reichsbahnbauart, auch die später in den Bestand der Reichsbahn aufgenommenen Triebwagen diverser Privatbahnen, der BBÖ, CSD und CFL sind nun berücksichtigt. Die meisten Baureihenportraits sind zwischen zwei und fünf Seiten lang und enthalten alle wichtigen Informationen, ohne aber zu sehr ins Detail zu gehen. Schön wäre noch ein kurzes Kapitel zur Farbgebung gewesen, insbesondere weil einige Bild- und Textbeschreibungen diesbezüglich einige Hinweise geben, die aber nicht näher erläutert werden. Davon abgesehen verdient es das Buch als "Triebwagenbibel" bezeichnet zu werden. So viel geballte Information zu den Triebwagen der Reichsbahn machen das Buch zu einem echten Standardwerk, für das auch der recht hohe Preis durchaus gerechtfertigt ist.
