Wer heute seine Fahrt in den Urlaub plant, kann bei der Wahl des Verkehrsmittels „aus dem Vollen schöpfen“ – der Reisequalität, den Reisezielen und deren Erreichbarkeit sind kaum noch Grenzen gesetzt. Immer
seltener fällt jedoch die Wahl dabei auf das Transportmittel Bahn. In Deutschland begann der Massentourismus in den dreißiger Jahren mit der nationalsozialistischen Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ (KdF), die zum ersten
großen Anbieter von organisierten Reisen in Deutschland wurde und in erheblichem Umfang die Eisenbahn nutzte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs etablierten sich mit dem Einsetzen des Wirtschaftswunders
namhafte Touristikunternehmen in der Bundesrepublik, die sogar eigene Reisezugwagen einsetzten. So sorgten u. a. die Touropa und Scharnow sowie deren Nachfolgeunternehmen TUI dafür, dass die Urlauber
bequem zu attraktiven Reisezielen gelangen konnten. Auch in der DDR wurde auf das Reisen mit der Bahn großen Wert gelegt, so verband z. B. ein Touristenexpress, kurz „TOUREX“, ab 1963 Dresden mit
der Schwarzmeer-Metropole Varna. Natürlich werden auch die jüngsten Entwicklungen der Tages- und Nachtreisezugverbindungen der DB aufgezeigt und ein Touristikunternehmen vorgestellt,
das auch heute noch über einen eigenen Fuhrpark von Reisezugwagen verfügt.
Inhalt:
KdF-Urlaubsreisen: Erster Massentourismus mit der Bahn
Halten Sie die Augen offen! Reisetipps der Deutschen Reichsbahn
Die "Gläsernen Züge": Die angenehmste Art des Urlaubs
Zugpferde des Bahntourismus - Hummel, Scharnow und Touropa
Sehnsuchtsort Großenbrode Kai
Mit dem Schienenbus durch Tirol
Mit dem Tourex unterwegs: Eine Reise bis ans Schwarze Meer
Dienst im DER-Sonderzug - Rucksackpiraten und rebellische Abteile
Der TUI-FerienExpress: Konzept-Verkehre Richtung Süden
Mit der BR 601 in die Berge: Der Einsatz als "Alpen-See-Express"
Der Touristikzug der DB AG
Die Fahrt zur Nacht machen! Wenn "Nichtstun" zum Geschäftszweck wird
elektrolok.de-Bewertung
Das neue EK-Special widmet sich dem Thema "Mit der Bahn in den Urlaub". Das sehr vielschichtige Thema wird dabei anhand von einzelnen herausgegriffenen Aspekten behandelt. Das erste Kapitel widmet sich den "Kraft durch Freude"-Sonderzügen in den 1930er Jahren bei der Deutschen Reichsbahn, den ersten eigens für den Urlaub in Betrieb gesetzten Sonderzügen in Deutschland. Ein eigenes Kapitel beschäftigt sich mit den von der DRB herausgegeben „Reisen und Schauen“-Werbeprospekte, mit denen Reisenden die Sehenswürdigkeiten entlang der Reiseroute näher gebracht wurden. Die „Gläsernen Züge“ dürfen in einem Urlaubsheft natürlich nicht fehlen, so dass den beiden elektrischen und den drei Dieseltriebwagen zehn Seiten des Hefts vorbehalten sind.
In den 1950ern und 1960ern boten im Westen Hummel, Scharnow und Touropa Pauschalreisen an, die meist mit dem Zug durchgeführt wurden, was ebenfalls in einem eigenen Kapitel beleuchtet wird, wobei auch kurz auf die eigens dafür beschafften Wagen eingegangen wird.
Kurze Kapitel sind dem Bau und der Entwicklung des Kais in Großenbrode in der Vor-Vogelfluglinienäre bis Anfang der 1960er und dem Einsatz der neuen Kemptner Schienenbusse im Urlaubsverkehr Anfang der 1950er vorbehalten.
Bei der DDR ging es für die Reisenden mit dem Tourex ans Schwarze Meer. Das entsprechende Kapitel bietet auf zehn Seiten Infos zur Geschichte sowie dem Wagenmaterial.
Das Kapitel „Dienst im DER-Sonderzug“ bietet einen Einblick in die Organisation der Urlauberzüge.
Die drei folgenden Kapitel stellen dann die bekannte Angebote der 1980er und 1990er Jahre vor: Den TUI-FerienExpress, den mit der Baureihe 601 gefahrenen "Alpen-See-Express" sowie den Touristikzug der DB AG. Den Abschluss des Heftes bildet dann ein Blick auf den Nachtzugverkehr.
Fazit: Auf den 100 Heftseiten wird das Thema „Urlaub und Bahn“ sehr vielschichtig behandelt, wobei versucht wurde aus allen Epochen und von allen deutschen Bahnen (DRB, DB, DR und DB AG) Beispiele mit aufzunehmen. Viele historische Fotos und zahlreiche Prospekte und Fahrkarten sind im Heft enthalten. Trotz dieses recht breiten Angebots an Themen fanden einige interessante Aspekte der Urlaubsreise keinen oder nur am Rande Einzug ins Heft (z.B. private und ausländische Anbieter, die durch Deutschland verkehren wie „Apfelpfeil“, Turnuszüge aus Belgien und den Niederlanden in die Alpen, Autozüge). Auch sucht man ausführliche Details und Statistiken zu den verwendenden Fahrzeugen meist vergeblich. Allerdings muss man dem Heft dennoch Respekt zollen, da die behandelten Themen in dem zur Verfügung stehenden Rahmen sehr gut behandelt wurden. Teilweise finden sich auch nette Details wie etwa die in den 1950 zur Kühlung der Lebensmittel noch notwendige Eisblöcke. Alles in allem also ein durchaus lesenswertes Heft.
