Die als Gemeinschaftsentwicklung des BZA München und der deutschen Lokomotiv-, Getriebe- und Motorenindustrie entwickelte Baureihe V 80 leitete in Deutschland eine neue Epoche des Lokomotivbaus ein. Moderne Schweißtechnik bei Rahmen, Aufbauten und Drehgestellen setzten ebenso wie die Anordnung der Maschinenanlage mit hydraulischer Kraftübertragung und Gelenkwellenantrieb neue Maßstäbe. Doch gebaut und in Dienst gestellt wurden lediglich zehn Exemplare, weil es sich bald herausstellte, dass die geforderte Verwendbarkeit für den leichten Strecken- und schweren Rangierdienst mit nur einer einzigen Baureihe wirtschaftlich nicht vertretbar war. Das Buch beschreibt die Geschichte dieser bemerkenswerten Lokomotiven und ähnlicher Parallelentwicklungen bis zur Ausmusterung der 280 002 als letzte ihrer Gattung beim Bw Bamberg. Ausführlich eingegangen wird auch auf das „zweite Leben“ der V 80 bei der Hersfelder Kreisbahn, in Italien und als DB-Museumslokomotive.
Inhalt:
Entwicklung der Motorschienenfahrzeuge
Die schwere Geburt der V 80
Technische Beschreibung
Inbetriebnahme bis Ausmusterung
Farbteil
Einsätze bei der Deutschen Bundesbahn
Museumslokomotiven
Einsätze bei Privaten
Eigene Wege der beiden V 80-Hersteller
Quellen und Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Anhang
elektrolok.de-Bewertung
Obwohl die Baureihe V 80 nur zehn Exemplare umfasste, ist das Baureihenbuch mit gut 300 Seiten recht umfangreich geworden. Grund ist, dass man sich nicht nur auf die Beschreibung der zehn Loks in ihren beiden Einsatzgebieten beschränkt, sondern die V 80 im Kontext der Diesellokentwicklung stellt. Dementsprechend beginnt das Buch auch nicht mit der V80 sondern mit einem einführenden Kapitel, in dem u.a. verschiedene dieselhydraulische Lokomotiven diverser Hersteller im In- und Ausland sowie kurz die Entwicklung der Diesellok mit Schwerpunkt auf der frühen Bundesbahnzeit dargelegt wird. Auch die zahlreichen Schwierigkeiten bis zur Fertigstellung der ersten Lok werden anhand von historischen Dokumenten und Fotografien dargelegt.
Mit der technischen Beschreibung beginnt dann das eigentliche V 80-Portrait.Auf gut 40 Seiten werden die verschiedenen Bauteile angefangen vom Rahmen, Lokkasten und Führerhaus über Drehgestelle, Antrieb, Motoren, Getriebe und anderen Aggregaten bis hin zur elektrischen Ausrüstung und Sicherheitseinrichtungen mit Text, Grafiken und Fotos aufgeführt. Auch der Anstrich wurde nicht vergessen.
Das Kapitel "Inbetriebnahme bis Ausmusterung" bietet Statistiken, Technik und Bahninterna. Angefangen von der Anlieferung und Abnahme über die Gewährleistung und Instandhaltung bis hin zu den diversen Versuchs- und Messfahrten wird der Bogen bis zur Abstellung der Loks gespannt. Auch Laufpläne, HUs und weitere Informationen zum Betriebsdienst finden sich hier.
In dem sich anschließenden Farbbildteil sind Aufnahmen aus den 1950erm, 1960er, 1970er, der MuseumslokV 80 002 sowie von Einsätzen bei den Privaten zu sehen. Auch zwei Farbaufnahmen der MaK 2000 001 sind vorhanden.
Die Einsatzgeschichte der V80 bei der DB beschränkt sich auf die beiden Betriebswerke Frankfurt-Griesheim und Bamberg. Auf rund 100 Seiten werden die Einsätze in beiden Bws unter Zuhilfenahme zahlreicher Fotos, Umlaufpläne, Fahrplanauszüge und Karten recht ausführlich beschrieben. Sondereinsätze, Ausstellungen, die Fahrten des Bundeskanzlers Dr. Konrad Adenauer und der Griechenlandausflug von V 80 009 und 010 als Begleitzug des VT 10 551 werden in eigenen Beiträgen behandelt.
Anschließend wird das Leben der Museumslokomotive V 80 002 bis zum Brand in Nürnberg Gostenhof sowie der 2008 beschaffte Ersatz V 80 005 beleuchtet. Die privat erhaltene V 80 001 wird dagegen hier nur am Rande erwähnt und erst im nachfolgenden Kapitel genauer behandelt. Nach der Ausmusterung blieben alle Loks zunächst erhalten und kamen - mit Ausnahme der Museumslok V 80 002 - bei Privaten zu neuen Einsätzen, was in einem eigenen Kapitel zusammengefasst wird. Sowohl die Einsätze bei der Hersfelder Kreisbahn als auch die in Italien verbliebenen Loks (chronologisch nach Loknummer sortiert) fanden in Wort und Bild den Weg ins Buch. Interessant und vielen Lesern unbekannt dürfte die hier zu findende italienische "V 80", die 920.101 der CCFR sein. Abschließend wird auch noch auf zwei andere auf der V80 aufbauende Lokomotivprojekte eingegangen - die MaK 2000 001 und die für Mocambique bestimmten B'B'-Loks von Krauss-Maffei. Eine Übersicht der Stationierungen, eine Auflistung einiger Unfälle sowie ein Verzeichnis der Bauartänderungen finden sich im Anhang.
An diesem Baureihenbuch kann man kaum etwas aussetzen - gut recherchierte Texte, viele seltene Aufnahmen und viel zusätzliches Material wie Statistiken, Grafiken, Laufpläne oder Fahrplanauszüge geben ein umfassendes und detailreiches Bild über die Baureihe ab und lassen praktisch kaum eine Frage unbeantwortet. Löblich ist zudem die Tatsache, dass auch eng verwandte Vorentwicklungen und aus der V 80 abgeleitete Baureihen wie die 920.101 der CCFR oder die MaK 2000 001 Erwähnung finden. Obwohl praktisch alle Informationen an verschiedenen Stellen im Buch zu finden sind, hätte man die abschließende Statistik im Anhang für einen schnellen Überblick vielleicht etwas ausführlicher gestalten können. Doch dies mag jeder Leser anders beurteilen, so dass wir dennoch die Bestnote vergeben.
