Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende – nicht jedoch das millionenfache Leid der traumatisierten, hungernden und um ihre Angehörigen trauernden Menschen im zerstörten Deutschland
Nach den erfolgreichen Sonderheften EK-Special 93 und 102 bildet das EK-Special 113 „1945-1949 –Deutschland und die Reichsbahn nach dem Zweiten Weltkrieg“ die Fortsetzung mit Beiträgen, welche die
Situation der Reichsbahn Ost und West, aber auch Leben, Alltag und politische Ereignisse beschreiben, dokumentiert durch viele unbekannte, eindrucksvolle Aufnahmen. Das EK-Special 113 endet 1949 mit der
Teilung Deutschlands bzw. der Bildung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik.
Inhalt:
Deutschland 1945-1949
Die Deutsche Reichsbahn in der Britischen und US-Besatzungszone
Die Deutsche Reichsbahn in der Französischen Besatzungszone
F11/12 - Frische Kaffeebohnen per "Paris-Skandinavien-Express"
42, 52 und 52 Kondens bei der RBD/ED Münster 1945-1949
Die Deutsche Reichsbahn in der Sowjetischen Besatzungszone
Die SEG in der Nachkriegszeit
Grenze über deutschen Schienen
Mit der Krapftpost in die Nachkriegsjahre
Ein Schicksal unter Millionen
Bombenziel Deutsche Reichsbahn
elektrolok.de-Bewertung
Mit dem Sonderheft "1945-1949" knüpft der EK nahtlos an die bereits erschienen Sonderhefte "1939" und "1940-1945" an. Zunächst wird dabei wieder der geschichtliche Hintergrund von der Kapitulation im Mai 1945 über die Einrichtung der Besatzungszonen bis hin zum beginnenden "Kalten Krieg" und der Teilung Deutschlands behandelt. Anschließend wird speziell auf die Situation der Eisenbahnen in den verschiedenen Besatzungszonen eingegangen. Unterbrochen wird die Beschreibung der Zonen durch zwei eingeschobenen Kapitel: 'F11/12 - Frische Kaffeebohnen per "Paris-Skandinavien-Express"' erzählt wie ein einfallsreicher Lokführer Münster und Osnabrück mit Kaffeebohnen versorgte und das zweite widmet sich den Kriegslokomotiven der Reihe 42 und 52 in der Direktion Münster.
Als Beispiel für die zahlreichen privaten Bahnen wird anschließend exemplarische das Schicksal der Süddeutschen Eisenbahn Gesellschaft (SEG) in der Nachkriegszeit beleuchtet. Das Schicksal der durch die Teilung Deutschlands getrennten Streckenverbindungen sowie der beginnende Interzonenverkehr wird im folgenden Kapitel thematisiert. Auch die Geschichte der Postbusse in der Nachkriegszeit ist wieder in einem eigenen Kapitel vertreten. Stellvertretend für die vielen menschlichen Tragödien wird dann das Schicksal eines Soldaten der 205. Infanteriedivision behandelt ehe ein Bildkapitel mit einigen Aufnahmen bombenzerstörten Bahnhöfe den Abschluss des Heftes bildet.
Fazit: Die Eisenbahn der Nachkriegszeit von 1945 bis 1949 gehört zu den bislang am wenigstens dokumentierten Zeiträumen. Durch die massiven Zerstörungen, die Mangelwirtschaft und die Besetzung Deutschlands gingen zahlreiche Dokumente verloren bzw. wurden erst gar nicht angefertigt. Umso erfreulicher, dass der EK diesem Zeitraum nun ein eigenes Sonderheft widmet. Zwar werden auch damit nur wenige Lücken gefüllt, aber dennoch zeigt das Heft sehr eindrucksvoll die Situation der Menschen und der Bahn jener Zeit. Viele seltene Fotodokumente aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg haben dabei den Weg ins Heft gefunden: Neben der allgegenwärtigen und massiven Zerstörung von Bahnanlagen und Loks wurde dabei auch dem Wiederaufbau oder diverser Notlösungen, um den Betrieb aufrecht zu halten, Platz eingeräumt. Das einleitende Kapitel verbindet das Ganze mit dem geschichtlichen Hindergrund und auch einige Statistiken haben den Weg ins Heft gefunden.
Ein sehr erschütterndes aber auch sehr interessantes Heft einer Zeitepoche aus der man bislang nur wenig zusammenhängendes Material lesen konnte!