Die Jahreszahlen „1940 bis 1945“ stehen für einen Abschnitt der deutschen Geschichte, mit dem sich unauslöschlich Worte wie „Krieg“, „Verbrechen“, „KZ“, aber auch „Tapferkeit“ und schließlich „Flucht und Vertreibung“ verbinden – Worte, die das millionenfache Leid und die unendlich vielen Schicksale jedoch nur anzudeuten vermögen.
Das EK-Special 102 „1940-1945, Deutschland und die Reichsbahn im Zweiten Weltkrieg“ bildet die Fortsetzung zum EK-Special 93 „1939, Deutschland und die Reichsbahn zwischen Frieden und Krieg“, das schon nach wenigen Monaten vergriffen war. Dies ist ein Beleg dafür, wie wichtig den Menschen eine objektive, ausschließlich an Fakten orientierte Aufarbeitung dieser Zeit ist– was durch viele Briefe und Anfragen – u.a. erfreulicherweise aus Polen – bestätigt wird.
Einen Beitrag dazu leistet der EK mit diesem Sonderheft und seltenen, meist unbekannten Aufnahmen aus den Kriegsjahren sowie mit authentischen Dokumenten und Beiträgen (auch wieder über die Reichspost). Dabei wird natürlich die überaus große Bedeutung der Eisenbahn besonders hervorgestellt.
Inhalt:
Blick rückwärts - Marsch vorwärts
Kriegsbedingte Einschränkungen
Eisenbahn im Krieg
Das RAW Schwerte im Krieg
Mangelwirtschaft
Im Einsatz bei der Eisenbahn-Flak
Umsprurung
Eisenbahn und Wetter in Russland
Frostschutzmaßnahmen
Gefahr für Eisenbahner
Ostsschadlokomotiven
Reichsbahn-Kraftverkehr
Aus Zeitungen und Illustrierten
Kraftpost im Krieg
Durchhalten
Kriegslokomotiven - die Baureihe 52
Kampf um Öl
Eisenbahn im Krieg (2)
Mein Vater, der Feldeisenbahner
Dokumente/Schicksale/Strafen
Der "Große Vaterländische Krieg"
Kleine, nicht vollständige Chronik 1939-1945
elektrolok.de-Bewertung
Nach dem Sonderheft über das letzte Friedensjahr 1939 war es nur eine Frage der Zeit bis auch der Zweite Weltkrieg in einem eigenen Sonderheft beleuchtet wird. Schon das Inhaltsverzeichnis beweist mit seinen über 20 Kapiteln, dass dieses Thema ziemlich vielschichtig ist. Zunächst wird allgemein auf die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen im Zeitraum 1918 bis 1945 eingegangen. Es folgt eine Chronik der Einschränkungen im Eisenbahnverkehr. Angefangen vom Inkrafttreten des letzten Friedensfahrplan am 15. Mai 1939 über die Verdunklungspflicht 1940 bis hin zur Einstellung des Schnellzugverkehrs (1945) werden alle Erlasse aus Kriegszeiten, die auch die Eisenbahn betrafen, chronologisch aufgelistet.
Im folgenden greift sich das Sonderheft dann bestimmte Ereignisse oder Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Krieg heraus und beleuchtet so u.a. den Kriegsalltag im RAW Schwerte oder die Mangelwirtschaft bei der man u.a. versuchte die Gummi-Bremsschläuche durch Gelenkrohrkupplungen zu ersetzen. Ein Schwerpunkt des Heftes bildet die Rolle der Eisenbahn beim Krieg mit Russland: Angefangen von der notwendigen Umspurung von Fahrzeugen und Strecken über den der Einsatz der Bahn im harten Winter 1941/42 sowie die daraus resultierenden Frostschutzmaßnahmen im Winter darauf bis hin zur Organisation der Überführung und Ausbesserung beschädigter Lokomotiven aus den Ostgebieten.
Weitere Kapitel widmen sich den LKW-Verkehr sowie der Kraftpost (Busverkehr) der Reichsbahn. Als Beispiel der Kriegslokomotiven wird näher auf die Reihe 52 eingegangen.
Die Erlebnisse eines Feldeisenbahners im Krieg sowie diverse abgedruckte Zeitungsausschnitet oder amtliche Dokumente beleuchten das Kriegsgeschehen wieder aus anderen Blickwinkeln. Ergänzt wird das Heft durch mehrere Bildberichte u.a. über den Einsatz eines Soldaten bei der Eisenbahn-Flak sowie das Schicksal eines Feldeisenbahners, der im Raum Tichorezkaja stationiert war.
Das Heft zeigt den Krieg anhand von vielen Fakten, Unterlagen und Fotografien. Dabei steht vor allem der Einsatz und die Geschehnisse an der Ostfront und in Russland im Vordergrund, während andere für den deutschen Eisenbahnfreund durchaus interessante Themen wie z.B. die Zerstörung von Bahnanlagen und Fahrzeugen in Deutschland oder die Eingliederung ausländischer Triebfahrzeuge in die Reichsbahn nicht oder nur am Rande behandelt werden. Statt dessen steht in diesem Heft eher das Schicksal und der "Alltag" der Eisenbahner in diesen Schicksalsjahren im Vordergrund. Dennoch ist das Heft durch seine Vielschichtigkeit und die zahlreichen seltenen Bilder eine empfehlenswerte, sich an Fakten orientierende Dokumentation zum Zweiten Weltkrieg, die sowohl für Zeitzeugen als auch spätere Jahrgänge viel zu bieten hat.
