Im Jahr 1971 machten die Firmen Brown, Boveri & Cie. (BBC) in Mannheim und Henschel in Kassel mit drei dieselelektrischen Lokomotiven vom Typ DE 2500 erste Erfahrungen mit der Drehstrom-Antriebstechnik für Schienenfahrzeuge. Die Entwicklung verlief so erfolgreich, dass diese 1976 zur Bestellung und zum Bau von fünf Vorserienloks der neuen Baureihe 120 führte, die dank der modernen Drehstromtechnik in der Lage sein sollten, als Universaltriebfahrzeug jeden Zug im Personenfernverkehr, im Nahverkehr und im Güterverkehr zu befördern. 1979 wurden die ersten Lokomotiven der Vorserie ausgeliefert, 1984 bestellte die DB dann insgesamt 60 Serienlokomotiven der Baureihe 120.1, die bis 1989 in Dienst gestellt wurden.
Mit der Baureihe 120 wurde ein tiefgreifender Wandel in der Antriebstechnik für Schienenfahrzeuge begonnen, der heute nahezu weltweit vollzogen ist. Die Drehstrom-Antriebstechnik gehört heute zur Standardausrüstung aller modernen elektrischen Schienenfahrzeuge und stellt eine der größten Innovationen der Eisenbahntechnik dar.
Der Eisenbahn-Kurier setzt der Baureihe 120 mit zwei Baureihen-Büchern ein würdiges Denkmal.
In Band 1 werden Grundlagen der Drehstromtechnik, die Entwicklung, der Bau, die Erprobung sowie die Umbauten der fünf Vorserienlokomotiven bis hin zur Serienreife ausführlich beschrieben. Band 2 behandelt die Weiterentwicklung der Baureihe 120 zu den Serienloks, ihre Unterschiede zu den Vorserienloks, ihren Bau sowie ihre Einsatzgeschichte. Beide Bücher sind mit zahlreichen, bisher nicht zugänglichen Abbildungen aus den Archiven der Industrie sowie von den damals am Bau und an den zahlreichen Probefahrten beteiligten Mitarbeitern illustriert.
Der Autor der beiden Bücher, Karl Gerhard Baur, hat bereits mehrere erfolgreiche Bücher über moderne Eisenbahntechnik geschrieben, die auch in der Fachwelt große Anerkennung fanden. Nun ist es ihm gelungen, nahezu alle heute noch lebenden Mitarbeiter der deutschen Bahnindustrie und der Deutschen Bahn, die damals am Projekt Baureihe 120 beteiligt waren, zur Mitarbeit an diesen Büchern zu gewinnen. So wird mit diesem zweibändigen Werk nicht nur ein fundamentales Porträt einer epochalen Lokomotivbaureihe vorgelegt, sondern auch die herausragende Leistung deren Schöpfer gewürdigt.
Inhalt:
Geleitwort (von Fritz Köck, Mannheim)
Vorwort
Kurzfassung von Band 1
Paralipomena – Ergänzungen zur 120.0
Der ICE/V – Zwischenglied zu den Serienlokomotiven
Elektrotechnik auf Weltniveau
Bestellung der Baureihe 120.1
Änderungen der 120.1 gegenüber der 120.0
Konstruktive Details bei den Serienloks
Die Führerräume der Baureihe 120
Die Leittechnik
Schutzeinrichtungen im elektrischen Teil
Festakte mit 120?103 und 120?104
Beheimatung der 120.1 in Nürnberg und besondere Einsätze
Gewährleistung und Rollkuren für die 120.1
Der Brand der Lokomotive 120?114
Eine geplante, aber nie realisierte Baureihe 121
Gewährleistungsdurchsicht an Lokomotiven der Baureihe 120
Neues Unheil ab September 1994
Die Baureihe 120.2 für DB Regio
Die Baureihe 120.5 für DB Systemtechnik
Werbeloks der Baureihe 120.1 (von Christian Wolf)
Einsatzgeschichte (von Manfred Traube)
Instandhaltung der Baureihe 120.1
Ausbildung auf der Baureihe 120.1 (von Matthias Gruber)
Unfälle und Brände
Das Erbe der Baureihe 120
Statistik – alle Loks der BR 120 im Überblick
Anlagen
Begriffserläuterungen
Literaturverzeichnis
elektrolok.de-Bewertung
Auch der zweite Band über die Baureihe 120 beginnt mit einigen einleitenden Texten und Geleitschreiben sowie einer kurzen Zusammenfassung und Ergänzungen zum Teil 1, bei denen u.a. verschiedene Designvorschläge zur Kopfform zu finden sind. Als einleitender Text zu den Serienloks dient zudem ein kurzes Kapitel über den Vorserienzug ICE-V. Das eigentliche Kernthema beginnt dann mit der Bestellung der 60 Serienloks, in dem man neben zahlreichen Bildern vom Bau auch eine genaue Tabelle der beteiligten Hersteller für jede Lok finden kann. Im Vorgriff auf das nächste Kapitel finden sich auch bereits erste Hinweise auf Bauartänderungen gegenüber den Vorserienloks, die im anschließenden Kapitel dann deutlich vertieft werden. Neben den Änderungen zur 120.0 finden sich dabei auch Änderungen während der Bauphase wie etwa geänderte Getriebe. Anschließend wird auf bestimmte Bauteile und Einrichtungen noch mal einzeln eingegangen - Führerräume, Leittechnik und Schutzeinrichtungen werden jeweils auf mehreren Seiten detailliert beschrieben.
Die Einsatzgeschichte der Loks beginnt mit den Festakten der 120 103 in München-Freimann sowie der 120 104 bei BBC in Mannheim und Nürnberg. Die Auslieferung der Serienloks nach Nürnberg sowie erste besondere Einsätze wie etwa die Einweihung der NBS Mannheim - Stuttgart finden sich im nächsten Kapitel. Den auftretenden "Kinderkrankheiten" wird ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet wie der - recht ausführlich behandelte - Brand der 120 114 im Juni 1988. Auch der projektierten Nachfolgereihe 121 ist ein mehrseitiges Kapitel vorbehalten. Weitere Themen sind die Probleme mit den Drehdämpfer-Befestigungen im Jahr 1994 sowie die Unterbaureihen 120.2 für DB Regio, 120.5 für die DB Systemtechnik sowie die Werbeloks der Baureihe 120.
Eine chronologische Einsatzchronik der Serienloks von 1986 bis 2015 bietet dann viele Informationen zu den planmäßigen Umläufen und Besonderheiten wie etwa dem Einsatz vor den NS-Doppelstockzügen 1989 in München. Die Instandhaltung wird ebenso in einem eigenen Kapitel behandelt wie die Ausbildung sowie verschiedenen Unfälle und Brände. Den Abschluss der Geschichte bildet ein Kapitel zu den Nachfolgern der Reihe 120.1, in dem vor allem das Eco 2000-Projekt von ABB Henschel behandelt wird. Ein ausführlicher Statistikteil mit allen Lokomotiven (Vorserie und Serie) und verschiedenen begleitende Anlagen bilden den Schluss des Buches.
Fazit: Auch der zweite Teil über die Serienloks der Reihe 120 bietet ein breites und detailreiches Wissen. Die Technikbeschreibung beschränkt sich dabei vor allem auf die Bauartänderungen zu den Vorserienloks und den zahlreichen Problemen der Loks nach der Auslieferung. Viele interessante Punkte der Einsatzgeschichte wie etwa die Unterbaureihen 120.2 und 120.5, die Werbeloks oder verschiedene Brände und Unfälle wurden in eigene Kapitel herausgezogen, so dass sich die echte Einsatzgeschichte dann vor allem auf die Umlaufpläne beschränkt. Einige wenige Punkte wie etwa den Einsatz vor den NS-Doppelstockwagen in München 1989 hätte man dabei durchaus noch etwas ausführlich behandelt können, dennoch bietet die Chronik viele und detaillierte Infos. Zahlreiche - durch die Bank sehenswerte oder informative Fotos wurden für das Werk zusammengetragen. Auch die im ersten Teil von uns monierte abschließende Statistik ist nun enthalten.
Zusammen mit dem ersten Teil bieten beide Bände eine gelungene und detailreiche Baureihenbeschreibung, in dem auch Kenner noch das ein oder andere neue Detail erfahren werden.
