Bayerische Lokalbahnen! Wir verbinden einen ganzen Strauß angenehmer Vorstellungen mit diesem legendären Begriff: Romantischer Nebenbahnverkehr in herrlicher Urlaubslandschaft, gemütliche Beschaulichkeit des Reisens, behäbiger Betrieb in der Heimat Ludwig Thomas, eine scheinbar zeitlose Oase der Ruhe inmitten der großen Hauptbahnen.
Keine andere Länderbahngesellschaft verfügte über so viele Lokalbahnen wie die Königlich Bayerische Staatseisenbahn. Sie beschaffte für dieses umfangreiche Netz zwischen 1880 und 1914 acht Lokomotivgattungen mit insgesamt 408 Maschinen. Erbauer waren die Münchner Lokomotivfabriken J.A. Maffei und Krauß&Comp. Die Deutsche Reichsbahn übernahm nicht nur die meisten dieser Lokomotiven, sondern lies zwischen 1921 und 1933 nochmals 149 Exemplare in fast unveränderter Form nachbauen. Rechnet man die 133 für verschiedene andere Privatbahngesellschaften in gleicher Konstruktion hergestellten Maschinen hinzu, so entstanden zwischen 1880 und 1937 insgesamt 690 Lokalbahnlokomotiven bayerischer Bauart. Rund 550 trugen eine Reichsbahnnummer zwischen 98 301 und 98 7709, viele erreichten ein Alter von 50 Jahren und mehr. Letzte 98er wurde die 1914 gebaute 098 812-1, die bei der Deutschen Bundesbahn erst im Jahr 1970 ausschied.
Steffen Lüdecke zeichnet den Lebensweg aller bayerischen Unterbauarten der Baureihe 98 bis ins Detail nach. Zahlreiche Fotografien, umfangreiches Datenmaterial und eine erstmals vollständige Lieferliste lassen die vergangene Zeit der bayerischen Lokalbahnen wiedererstehen.
Band 2 behandelt die Baureihen 98.8-9, 98.10, 98.11, 98.15-18 und 98.71-77, der 1999 erschiene Band 1 die Baureihen 98.3, 98.4-5, 98.6 und 98.7.
Inhalt:
Vorwort
Lokalbahn-Augenblicke
Die Baureihe 98.8-9 (bayer. GtL 4/4)
Die Baureihe 98.10
Die Baureihe 98.11 (Umbau bayer. GtL 4/4)
Die Baureihe 98.15 (L.A.G.)
Die Baureihe 98.16 (L.A.G.)
Die Lokomotiven 5 und 6 der Tegernseebahn AG
Die Baureihe 98.17 (L.A.G.)
Die Baureihe 98.18 (L.A.G.)
Die Lokomotive Nr. 7 der Tegernseebahn AG
Die Baureihe 98.71 (L.A.G.)
Die Baureihe 98.72 (L.A.G.)
Die Baureihe 98.73 (L.A.G.)
Die Baureihe 98.74 (L.A.G./LEG)
Die Baureihe 98.75 (bayer. D VI)
Die Baureihe 98.76 (bayer. D VII)
Die Baureihe 98.76 (bayer. PtL 3/3)
Die Baureihe 98.76 (L.A.G./LEG)
Die Baureihe 98.77 (bayer. D X)
Von 36 zu 5 Minuten Arbeit für 1kg Mehl oder: Was kostet eine Fahrkarte?
Eine unter vielen Verschwundenen: Die Lokalbahn Marktoberdorf - Lechbruck
Grundmaße der Lokalbahnloks 98.8-11, 98.15-18 und 98.71-77
Technische Daten
Literaturverzeichnis
elektrolok.de-Bewertung
Der zweite Band über die bayerischen Lokalbahnlokomotiven enthält 16 verschiedene Baureihen, die auf über 415 Seiten in bewährter EK-Qualität vorgestellt werden. Das Werk beginnt mit einem achtseitigen Bilderbogen mit sehenswerten Lokalbahnfotos, Karikaturen und Lok-Accessoires. Daran schließen sich die einzelnen Baureihen-Portraits an. Jedes Portrait enthält eine Lieferliste mit den wichtigsten Lieferdaten und wenn vorhanden der DR/DB-Nummer, erstes und letztes Bw sowie z-Stellung und Ausmusterung. Zudem wird die Betriebsgeschichte geschildert und das Portrait durch zahlreiche Fotos ergänzt. Natürlich sind die Loks dabei entsprechend ihrer Stückzahl und Einsatzzeit unterschiedlich gewichtet. Am meisten Platz beansprucht die Baureihe 98.8-9, die auf weit über 100 Seiten behandelt wird, gefolgt von den Baureihen 98.10 und 98.11 mit gut 60 bzw. 50 Seiten. Alle anderen Portraits umfassen zwischen sechs und zwanzig Seiten und sind damit deutlich kürzer dargestellt. Bei vielen Portraits findet sich zusätzlich auch eine Entstehungsgeschichte und ausgewählte Lok-Lebensläufe, bei den Baureihen 98.8-9, 98.10, 98.11, 98.75, 98.76 und 98.77 außerdem noch technische Beschreibungen der Lokomotiven. Schließlich wurde auch noch kurz die Geschichte der Privatbahnen L.A.G und der Lausitzer Eisenbahn (LEG) am Anfang der Portraits der Baureihe 98.15 bzw. 98.74 behandelt. Auch die Lokomotiven 5 bis 7 der Tegernseebahn werden in eigenen Kapiteln kurz beschrieben. Dabei werden selbst zu bereits seit langem ausgemusterten Lokomotiven, von denen bislang nur wenig Informationen bekannt war (wie z.B. die 98.72), akribisch viele Details (bei der 98.72 z.B. die Nachkriegs-Einsätze im Münchner Trambahnersatzverkehr oder als Heizlok der US-Army) zusammengetragen. Aufgelockert werden die Beschreibungen durch einige Erlebniserzählungen und Zeitungsartikel.
Lesenswert sind die Ausführungen über die Arbeitszeit, die zum Kauf einer Fahrkarte in verschiedenen Zeiten (1912, 1950 und 1988) nötig war, sowie die exemplarische Betrachtung der längst stillgelegten Strecke Markt Oberdorf - Lechbruck mit Fotos die kurz nach der Stillegung und heute aufgenommen wurden. Grundmaße der Lokalbahnloks und technische Daten in einer tabellarischen Übersicht runden das Buch ab.
Das Buch fällt vor allem durch die vielen seltenen Fotos und die akribische Zusammenstellung der Daten auf. Immer wieder wurden zudem Erlebnisse, Fahrkarten, Ereignisse oder Zeitungsausschnitte eingefügt, was das sonst etwas statistik-lastige Buch auflockert. Wohl mangels Platz oder fehlender Daten wurde bei einigen Baureihen auf eine genaue technische Beschreibung verzichtet und nicht für alle Lokomotiven ein Lok-Lebenslauf angegeben. Lobenswert sind dagegen die einheitlich gestalteten Lieferlisten, in denen eine Fülle an Daten übersichtlich präsentiert wurden und auch bei vielen Loks auf den Verbleib der Loks eingegangen wird.
Fazit: Über 400 Seiten bayerische Lokalbahngeschichte - nicht nur für Fans der kleinen Loks interessant!
